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    Nach zwei kulturhistorischen Erzählungen von JUDÄUS
    Betrachtung von Jehonatan Kiebitz, Ramat Beit Schemesch

Um der Gerichtsverhandlung die größtmögliche Öffentlichkeit zu sichern hatte sie der oberste Gerichtsherr im Freien, auf einer großen Wiese anberaumen und vorher bekannt machen lassen, dass der Zutritt jedermann gestattet sei. Die Judenfeinde aus Stadt und Land waren in hellen Scharen erschienen, da ihnen der Ausgang zu ihren Gunsten nicht zweifelhaft erschien. Von den Juden war aus Furcht vor Ausschreitungen der großen Masse niemand erschienen. Auf der Anklagebank saß Feiwel Schick; ihm gegenüber standen einige dreißig Zeugen…

. . . . . . . . Ergänzung der GSI-Redaktion – unser “Graues Kasterl” . . . . . . . . .
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Bis 10.5.2015 Jüdisches Museum Ffm, ▼ Ausst.: „Im Licht der Menora“, Foto aus Tafel 1
Kolosseum finanziert mit Gottes Tempelschatz

Lesungen: 2. Mose 21,1 – 24,18 / 30,11-16 || Propheten: 2. Könige 12,1-17.

Nachdem alle Zeugen ihr Zeugnis abgegeben hatten, sagte der oberste Gerichtsherr, es seien jetzt noch zwei Angeklagte zu vernehmen. Der erste war der frühere Schlossgutverwalter. Dieser leugnete alles und spielte den Gekränkten, weil die Juden offenbar einen harmlosen Osterbesuch ausbeuten möchten, um einen unschuldigen ehrbaren Mann unglücklich zu machen.
„Marie Makofski soll vorgeführt werden“, befahl der oberste Gerichtsherr. Als Porikonski diesen Namen nennen hörte, erbleichte er, als aber die Delinquentin vor die Schranken trat, befiel ihn eine Ohnmacht, die eine Unterbrechung von fast einer Viertelstunde zur Folge hatte, bis man ihn durch Belebungsmittel wieder zu Bewusstsein gebracht hatte.
„Angeklagter Feiwel Schick“, fragte der oberste Gerichtsherr, „kennt er die Marie Makofski?“ „Nein!“ „Marie Makofski“, fuhr der Baron fort, „… Kennst du den Angeklagten Feiwel Schick?“
Die Alte hob ihre blöden Augen in die Höhe und fixierte sie auf den Angeklagten. Da brach sie plötzlich in Tränen aus und rief mit schluchzender Stimme:
„Ihr seid es Herr Verwalter! Wenn ich gewusst hätte, dass es gegen Euch gemünzt ist, so hätte ich niemals die verfl. … Hand gegen das arme Würmchen ausgestreckt und es dann in Euren Garten geworfen. Erinnert Ihr Euch nicht mehr meiner, als Ihr uns zur Erntezeit von der russischen Grenze holtet und wir bei Euch Erntearbeit verrichteten und den Erntetanz abhielten?“
Es war für ihn undenkbar nach fast 30 Jahren, aber für die vielen Arbeiter wahrscheinlicher, sich des einen Arbeitgebers noch zu erinnern. „Das ist gleichgültig“, unterbrach ihn der Gerichtsherr, und zur Marie Makofski fuhr er fort: „Kennst du mich?“ „Ja, von jener Nacht“. „Von welcher Nacht? Erzähle alles ganz genau und weiche mit keinem Worte von der Wahrheit ab!“
Und nun erzählte die Alte das nächtliche Begebnis, das wir kennen…
Lautlose Stille herrschte bei dieser Enthüllung. Der Jubel der Judenfeinde hatte ein Ende. Die ganze Stadt und Umgebung war plötzlich von der Unschuld der Juden überzeugt, sowie von der Schändlichkeit ihrer Feinde, denen kein Mittel zu schlecht war, um die Juden zu verdächtigen.

„Ich habe mit Absicht keinen der falschen Zeugen vereidigt, weil ich von der Verlogenheit ihrer Aussagen vom ersten Augenblick an überzeugt war. Damit auch ihr alle die ihr hier seid, der Verhandlung beiwohnen konntet, deshalb habe ich diese Gerichtssitzung in breitester Öffentlichkeit veranstaltet. Von den falschen Zeugen erhält jeder fünfzig Rutenhiebe; Porikonski ist zum Tode durch den Strang verurteilt, und Marie Makofskis Strafe bleibt noch unentschieden, bis ihr Geisteszustand festgestellt ist, sie bleibt bis dahin in Haft. Feiwel Schick, Ihr seid frei und für die unschuldig verbüßte dreiwöchentliche Haft erhaltet Ihr eine Entschädigung, die zu bestimmen ich mir vorbehalte. Findet Euch zu diesem Zwecke morgen früh um 10 Uhr auf dem Schlosse ein; Ihr seid frei!“

Ein ungeheurer Beifallssturm folgte diesen Worten. Das von Natur gutmütige, aber durch charakterlose Aufwiegler betörte und fanatisierte Volk trug den unschultig Eingekerkerten auf den Schultern in sein Haus zurück.
Die Frau Baronin und Pater Firmian beglückwünschten den Baron zu dem großen Erfolg, den seine Weisheit und Umsicht errungen hatte und begaben sich in das Schloss. Sie hatten sich noch kaum wenige Stunden von der Aufregung des Tages erholt, als der Gefangenenwärter die Meldung brachte, die eingezogene Marie Makofski wünsche einen Geistlichen, sie fürchte zu sterben, sie wolle ihr Gewissen noch vorher durch die Beichte erleichtern.
Der Baron wollte schon den Gefangenenwärter an den nächsten Popen verweisen, aber Pater Firmian machte auf Französisch darauf aufmerksam, dass die Person vielleicht viel mehr wisse, als man ahne. Er wisse nicht, wie weit die Popen bei den judenfeindlichen Umtrieben selber die Hand im Spiele haben, er wollte deshalb selber die Beichte abnehmen. Der Baron fand dies sehr am Platze und begleitete Pater Firmian ins Gefängnis.
Abrahan, der Baron, hörte von der offenen Tür aus mit, wie die Alte ihr Gewissen drückt. Sie hat es selber nicht mehr mitbekommen, dass das erste Baby, das sie vor langen Jahren unter einen Baum geworfen hat, ihre letzten Worte mithört, bevor sie ihren Geist aufgibt. Das ihr damals gegen Bezahlung anvertraute Kind war ihr zu unbequem geworden. Seine Mutter hatte ihm eine goldene Kette mit goldenem Herz umgehengt. Die hatte sie sich genommen und seitdem selbst getragen und gab sie jetzt dem Pater. Er fragte sie nach dem Namen der Mutter. Sie wusste ihn nicht, aber dass sie schon vor Jahren in Riga gestorben sei. Pater Firmian nahm die Kette an sich und las die eingravierten Buchstaben K.v.K. und L.v.W. Der Baron an der Türe stieß einen Schrei aus und rief: Kurt von Korff und Luise von Wartenberg. Er öffnete das Medallion, das zwei Fotos enthielt. Er erkannte das eine als Luise von Wartenberg, die zu suchen sein Vater ihn gebeten hatte. Im zweiten Foto erkannte er sich selbst, und Pater Firmian wies ihn darauf hin, dass es das Bild seines Vaters ist, als er in seinem Alter stand.

Jetzt warten sie nicht, bis zu dem Termin, an dem am Morgen Abrahams Pflegevater erwartet wird, sondern gehen direkt zu ihm, denn er hatte zuerst ein Anrecht zu erfahren, wer eigentlich sein Pflegekind ist, und sie wollten den Vater und die Mutter mit ins Schloss nehmen, damit Kathinka erfahren soll, wem sie die Erhaltung und Erziehung ihres Mannes verdankt. Sie trafen bei den Eltern den Rabbiner, die Vorsteher und Mitglieder der jüdischen Gemeinde an und hörten das Sprichwort der Weisen Israels mit:

„Wer eine Seele von Israel erhält, der hat eine ganze Welt erhalten.“
Vgl.: Schabbat HaGadol vor Pessach

Darauf ging der Baron sofort ein, dass ihm das gerade gegeben war mit Feiwel Schick, aber von ihm, Feiwel, sagt der auch sogleich, dass er einmal eine nichtjüdische Seele gerettet und heute dafür seinen verdienten G´tteslohn erhalten hat. Die Versammelten zogen sich zurück und als die Familie allein war, erzählte der Baron die merkwürdige Entdeckung, die er soeben gemacht hatte.

Das war die Stunde für Pater Firmian, sich zu verabschieden. Er hatte sich ja den Vertrauten schon längst als Jude zu erkennen gegeben. Nun, mit über 80, wollte er die Kutte des Paters ablegen und das Land verlassen, in dem er nicht ehrlich und öffentlich als Jude leben konnte. Abraham, der Baron, gab ihm noch zum Lohn die Zusicherung einer Versorgung für sein Alter und ergriff die Stunde, um seinen Lehrer um Verzeihung zu bitten, dass er den Schritt, zum Judentum überzutreten, nie vollzogen hat. „Wenn ich vor G´tt schuldig bin, weil ich dieser Regung meines Herzen nicht folge, so ist die Rettung einer großen jüdischen Gemeinde vielleicht eine Sühne dieser Schuld.“
Pater Firmian teilte später brieflich mit, dass er sich in einer Gemeinde Süddeutschlands niedergelassen hatte. Dadurch lebte er noch einige Jahre in der Nähe der Schweiz und des Rabbi mit dem Pseudonym JUDÄUS.

Denken wir noch einmal an das Beispiel der Megillat Esther für die Haschgacha Pratit und auch an den gerade erklungenen Spruch der Weisen: „Wer eine Seele in Israel erhält (hier Abraham seinen Pflegevater Feiwel Schick), der hat eine ganze Welt erhalten (hier eine Jüdische Gemeinde – die ungekannte Welt, zugleich aber auch deren nichtjüdische Umgebung gerettet, und zwar aus dem Hass gegenüber den Juden, nun „ihren“ Juden). Abraham war aber ursprünglich von Feiwel Schick das Leben gerettet worden.

Auch im Rückblick auf die Geschichte „Der Findling“, nun unser Abschied von Abraham, können wir die Dankbarkeit als Ausdruck der Treue als ein Geheimnis des Lebens wieder finden, wie in der Erzählung „Die vereitelte Hochzeit“.
Auf einer Wiese am Tage der Rechtsprechung an einem 8. Mai sehen wir jedoch die beiden Welten einander gegenüber stehen. Die Menschenmenge gegenüber nur einem sichtbaren und einem unerkannten Verteter der Ungekannten Welt, denn dieser hatte darin seine Kindheit erlebt und später seinen dritten Lehrer gefunden.

Fazit aus der Hawdala zwischen beiden Welten:
Josef vertauscht den Reichtum der Welt mit einer Morenu, der Torah-Gelehrsamkeit, in Dankbarkeit zu seinem Retter.
Abraham wird um seine Entscheidung nicht gefragt, als er vom Baron in den Reichtum hinein adoptiert wird. Er setzt aber seinen Reichtum und sein Derech Eretz ein, um die Torah-Gelehrsamkeit vor ihren Feinden zu retten.

In beiden Welten stehen sich der Macht- und Lust- Gott dieser Welt und der G´tt Israels, der Schöpfer aller Dinge und der Erlöser der Welt, einander gegenüber. Die List der Schlange, die die Rolle des Erlösers spielt, war sichtbar geworden durch den Kulturschock, in den Napoleon die Juden gestürzt hatte. Die „Kulturhistorischen Erzählungen“ des JUDÄUS, von denen das Buch „Der Raw“ besonders den Napoleon im Kontrast zur Torah-Treue bloßstellt, sind ein Kleinod für alle Jehudim, die, wie Josef , der junge Graf Ignatius Esterhazy, zur Torah umkehren.

Vielleicht sind wir dabei der Frage näher kommen, warum der Schöpfer des Himmels und der Erde sein Volk Israel Jahrhunderte lang im Exil in allen Ländern, Völkern und Sprachen zerstreut leben ließ, und wie er gerade dadurch das Ziel der Weltgeschichte herbeiführt, die Erlösung der ganzen Welt (vgl. Der eigentliche Beginn der Erlösungsgeschichte « lt. Rabbiner Samson Raphael Hirsch). JUDÄUS konnte noch nicht ahnen, von welchem Schicksal Israel später heimgesucht würde (Holocaust), was für uns schon Vergangenheit ist.
Unsere heutige Epoche, wo das Volk Gottes, in seinen neu gegründeten Staat im Land Israel wieder zurückkehren kann und die Hoffnung haben darf, dass bald der dritte Tempel in Jerusalem gebaut wird, ist vielleicht vom Ziel der Menschheitsgeschichte, dem Friedensreich des Maschiach Ben David, nicht mehr so weit entfernt? (Vgl. → RaMBaM: Über den Messias)
Dann geht das Gebet des Jehoschua, des treuen Knechtes Moses bei der ersten Einnahme des verheißenen Landes Israel in Erfüllung für die ganze Welt: … Wie in Deiner Lehre geschrieben: Der Ewige regiert immer und ewig! Ferner heißt es: Und der Ewige wird zum König über die ganze Erde sein, an jenem Tage wird der Ewige einzig und sein Name einzig sein.

Bewakascha, bimhera beJamejnu, Bewakascha!

Eric Martienssen

Seit meinem Kirchenaustritt 2009 spüren meine jüdisch-orthodoxen Freunde in Israel und ich in Artikeln und höchst politischen Schabbat-Kommentaren auf GSI (God's Sabbath Int.) den Fake News Roms nach.

Der damalige Pontifex zerstörte die Wohnung Gottes, den Tempel in Jerusalem - Fakt! War das Neue Testament und die Kirche nur eine Weltmacht strategische Geschäftsidee Roms? Was ist Politik heute? Viel Freude bei Ihrer Reise auf GSI.