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Hawdala zwischen zwei Schicksalen | zurück zu Teil III »
Nach zwei kulturhistorischen Erzählungen von JUDÄUS
Betrachtung von Jehonatan Kiebitz, Ramat Beit Schemesch
Um der Gerichtsverhandlung die größtmögliche Öffentlichkeit zu sichern hatte sie der oberste Gerichtsherr im Freien, auf einer großen Wiese anberaumen und vorher bekannt machen lassen, dass der Zutritt jedermann gestattet sei. Die Judenfeinde aus Stadt und Land waren in hellen Scharen erschienen, da ihnen der Ausgang zu ihren Gunsten nicht zweifelhaft erschien. Von den Juden war aus Furcht vor Ausschreitungen der großen Masse niemand erschienen. Auf der Anklagebank saß Feiwel Schick; ihm gegenüber standen einige dreißig Zeugen…
. . . . . . . . Ergänzung der GSI-Redaktion – unser “Graues Kasterl” . . . . . . . . .
Link zum Kommentar 5774 zur → Parascha Mischpatim (Gebote erst tun, dann verstehen) – hier Mischpatim-Stichpunkte nach dem jüdischen → Hawdala-Kalender
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Bis 10.5.2015 Jüdisches Museum Ffm, ▼ Ausst.: „Im Licht der Menora“, Foto aus Tafel 1
Lesungen: 2. Mose 21,1 – 24,18 / 30,11-16 || Propheten: 2. Könige 12,1-17.
Nachdem alle Zeugen ihr Zeugnis abgegeben hatten, sagte der oberste Gerichtsherr, es seien jetzt noch zwei Angeklagte zu vernehmen. Der erste war der frühere Schlossgutverwalter. Dieser leugnete alles und spielte den Gekränkten, weil die Juden offenbar einen harmlosen Osterbesuch ausbeuten möchten, um einen unschuldigen ehrbaren Mann unglücklich zu machen.
„Marie Makofski soll vorgeführt werden“, befahl der oberste Gerichtsherr. Als Porikonski diesen Namen nennen hörte, erbleichte er, als aber die Delinquentin vor die Schranken trat, befiel ihn eine Ohnmacht, die eine Unterbrechung von fast einer Viertelstunde zur Folge hatte, bis man ihn durch Belebungsmittel wieder zu Bewusstsein gebracht hatte.
„Angeklagter Feiwel Schick“, fragte der oberste Gerichtsherr, „kennt er die Marie Makofski?“ „Nein!“ „Marie Makofski“, fuhr der Baron fort, „… Kennst du den Angeklagten Feiwel Schick?“
Die Alte hob ihre blöden Augen in die Höhe und fixierte sie auf den Angeklagten. Da brach sie plötzlich in Tränen aus und rief mit schluchzender Stimme:
„Ihr seid es Herr Verwalter! Wenn ich gewusst hätte, dass es gegen Euch gemünzt ist, so hätte ich niemals die verfl. … Hand gegen das arme Würmchen ausgestreckt und es dann in Euren Garten geworfen. Erinnert Ihr Euch nicht mehr meiner, als Ihr uns zur Erntezeit von der russischen Grenze holtet und wir bei Euch Erntearbeit verrichteten und den Erntetanz abhielten?“
Es war für ihn undenkbar nach fast 30 Jahren, aber für die vielen Arbeiter wahrscheinlicher, sich des einen Arbeitgebers noch zu erinnern. „Das ist gleichgültig“, unterbrach ihn der Gerichtsherr, und zur Marie Makofski fuhr er fort: „Kennst du mich?“ „Ja, von jener Nacht“. „Von welcher Nacht? Erzähle alles ganz genau und weiche mit keinem Worte von der Wahrheit ab!“
Und nun erzählte die Alte das nächtliche Begebnis, das wir kennen…
Lautlose Stille herrschte bei dieser Enthüllung. Der Jubel der Judenfeinde hatte ein Ende. Die ganze Stadt und Umgebung war plötzlich von der Unschuld der Juden überzeugt, sowie von der Schändlichkeit ihrer Feinde, denen kein Mittel zu schlecht war, um die Juden zu verdächtigen.
„Ich habe mit Absicht keinen der falschen Zeugen vereidigt, weil ich von der Verlogenheit ihrer Aussagen vom ersten Augenblick an überzeugt war. Damit auch ihr alle die ihr hier seid, der Verhandlung beiwohnen konntet, deshalb habe ich diese Gerichtssitzung in breitester Öffentlichkeit veranstaltet. Von den falschen Zeugen erhält jeder fünfzig Rutenhiebe; Porikonski ist zum Tode durch den Strang verurteilt, und Marie Makofskis Strafe bleibt noch unentschieden, bis ihr Geisteszustand festgestellt ist, sie bleibt bis dahin in Haft. Feiwel Schick, Ihr seid frei und für die unschuldig verbüßte dreiwöchentliche Haft erhaltet Ihr eine Entschädigung, die zu bestimmen ich mir vorbehalte. Findet Euch zu diesem Zwecke morgen früh um 10 Uhr auf dem Schlosse ein; Ihr seid frei!“
Ein ungeheurer Beifallssturm folgte diesen Worten. Das von Natur gutmütige, aber durch charakterlose Aufwiegler betörte und fanatisierte Volk trug den unschultig Eingekerkerten auf den Schultern in sein Haus zurück.
Die Frau Baronin und Pater Firmian beglückwünschten den Baron zu dem großen Erfolg, den seine Weisheit und Umsicht errungen hatte und begaben sich in das Schloss. Sie hatten sich noch kaum wenige Stunden von der Aufregung des Tages erholt, als der Gefangenenwärter die Meldung brachte, die eingezogene Marie Makofski wünsche einen Geistlichen, sie fürchte zu sterben, sie wolle ihr Gewissen noch vorher durch die Beichte erleichtern.
Der Baron wollte schon den Gefangenenwärter an den nächsten Popen verweisen, aber Pater Firmian machte auf Französisch darauf aufmerksam, dass die Person vielleicht viel mehr wisse, als man ahne. Er wisse nicht, wie weit die Popen bei den judenfeindlichen Umtrieben selber die Hand im Spiele haben, er wollte deshalb selber die Beichte abnehmen. Der Baron fand dies sehr am Platze und begleitete Pater Firmian ins Gefängnis.
Abrahan, der Baron, hörte von der offenen Tür aus mit, wie die Alte ihr Gewissen drückt. Sie hat es selber nicht mehr mitbekommen, dass das erste Baby, das sie vor langen Jahren unter einen Baum geworfen hat, ihre letzten Worte mithört, bevor sie ihren Geist aufgibt. Das ihr damals gegen Bezahlung anvertraute Kind war ihr zu unbequem geworden. Seine Mutter hatte ihm eine goldene Kette mit goldenem Herz umgehengt. Die hatte sie sich genommen und seitdem selbst getragen und gab sie jetzt dem Pater. Er fragte sie nach dem Namen der Mutter. Sie wusste ihn nicht, aber dass sie schon vor Jahren in Riga gestorben sei. Pater Firmian nahm die Kette an sich und las die eingravierten Buchstaben K.v.K. und L.v.W. Der Baron an der Türe stieß einen Schrei aus und rief: Kurt von Korff und Luise von Wartenberg. Er öffnete das Medallion, das zwei Fotos enthielt. Er erkannte das eine als Luise von Wartenberg, die zu suchen sein Vater ihn gebeten hatte. Im zweiten Foto erkannte er sich selbst, und Pater Firmian wies ihn darauf hin, dass es das Bild seines Vaters ist, als er in seinem Alter stand.
Jetzt warten sie nicht, bis zu dem Termin, an dem am Morgen Abrahams Pflegevater erwartet wird, sondern gehen direkt zu ihm, denn er hatte zuerst ein Anrecht zu erfahren, wer eigentlich sein Pflegekind ist, und sie wollten den Vater und die Mutter mit ins Schloss nehmen, damit Kathinka erfahren soll, wem sie die Erhaltung und Erziehung ihres Mannes verdankt. Sie trafen bei den Eltern den Rabbiner, die Vorsteher und Mitglieder der jüdischen Gemeinde an und hörten das Sprichwort der Weisen Israels mit:
„Wer eine Seele von Israel erhält, der hat eine ganze Welt erhalten.“
Vgl.: Schabbat HaGadol vor Pessach
Darauf ging der Baron sofort ein, dass ihm das gerade gegeben war mit Feiwel Schick, aber von ihm, Feiwel, sagt der auch sogleich, dass er einmal eine nichtjüdische Seele gerettet und heute dafür seinen verdienten G´tteslohn erhalten hat. Die Versammelten zogen sich zurück und als die Familie allein war, erzählte der Baron die merkwürdige Entdeckung, die er soeben gemacht hatte.
Das war die Stunde für Pater Firmian, sich zu verabschieden. Er hatte sich ja den Vertrauten schon längst als Jude zu erkennen gegeben. Nun, mit über 80, wollte er die Kutte des Paters ablegen und das Land verlassen, in dem er nicht ehrlich und öffentlich als Jude leben konnte. Abraham, der Baron, gab ihm noch zum Lohn die Zusicherung einer Versorgung für sein Alter und ergriff die Stunde, um seinen Lehrer um Verzeihung zu bitten, dass er den Schritt, zum Judentum überzutreten, nie vollzogen hat. „Wenn ich vor G´tt schuldig bin, weil ich dieser Regung meines Herzen nicht folge, so ist die Rettung einer großen jüdischen Gemeinde vielleicht eine Sühne dieser Schuld.“
Pater Firmian teilte später brieflich mit, dass er sich in einer Gemeinde Süddeutschlands niedergelassen hatte. Dadurch lebte er noch einige Jahre in der Nähe der Schweiz und des Rabbi mit dem Pseudonym JUDÄUS.
Denken wir noch einmal an das Beispiel der Megillat Esther für die Haschgacha Pratit und auch an den gerade erklungenen Spruch der Weisen: „Wer eine Seele in Israel erhält (hier Abraham seinen Pflegevater Feiwel Schick), der hat eine ganze Welt erhalten (hier eine Jüdische Gemeinde – die ungekannte Welt, zugleich aber auch deren nichtjüdische Umgebung gerettet, und zwar aus dem Hass gegenüber den Juden, nun „ihren“ Juden). Abraham war aber ursprünglich von Feiwel Schick das Leben gerettet worden.
Auch im Rückblick auf die Geschichte „Der Findling“, nun unser Abschied von Abraham, können wir die Dankbarkeit als Ausdruck der Treue als ein Geheimnis des Lebens wieder finden, wie in der Erzählung „Die vereitelte Hochzeit“.
Auf einer Wiese am Tage der Rechtsprechung an einem 8. Mai sehen wir jedoch die beiden Welten einander gegenüber stehen. Die Menschenmenge gegenüber nur einem sichtbaren und einem unerkannten Verteter der Ungekannten Welt, denn dieser hatte darin seine Kindheit erlebt und später seinen dritten Lehrer gefunden.
Fazit aus der Hawdala zwischen beiden Welten:
Josef vertauscht den Reichtum der Welt mit einer Morenu, der Torah-Gelehrsamkeit, in Dankbarkeit zu seinem Retter.
Abraham wird um seine Entscheidung nicht gefragt, als er vom Baron in den Reichtum hinein adoptiert wird. Er setzt aber seinen Reichtum und sein Derech Eretz ein, um die Torah-Gelehrsamkeit vor ihren Feinden zu retten.
In beiden Welten stehen sich der Macht- und Lust- Gott dieser Welt und der G´tt Israels, der Schöpfer aller Dinge und der Erlöser der Welt, einander gegenüber. Die List der Schlange, die die Rolle des Erlösers spielt, war sichtbar geworden durch den Kulturschock, in den Napoleon die Juden gestürzt hatte. Die „Kulturhistorischen Erzählungen“ des JUDÄUS, von denen das Buch „Der Raw“ besonders den Napoleon im Kontrast zur Torah-Treue bloßstellt, sind ein Kleinod für alle Jehudim, die, wie Josef , der junge Graf Ignatius Esterhazy, zur Torah umkehren.
Vielleicht sind wir dabei der Frage näher kommen, warum der Schöpfer des Himmels und der Erde sein Volk Israel Jahrhunderte lang im Exil in allen Ländern, Völkern und Sprachen zerstreut leben ließ, und wie er gerade dadurch das Ziel der Weltgeschichte herbeiführt, die Erlösung der ganzen Welt (vgl. Der eigentliche Beginn der Erlösungsgeschichte « lt. Rabbiner Samson Raphael Hirsch). JUDÄUS konnte noch nicht ahnen, von welchem Schicksal Israel später heimgesucht würde (Holocaust), was für uns schon Vergangenheit ist.
Unsere heutige Epoche, wo das Volk Gottes, in seinen neu gegründeten Staat im Land Israel wieder zurückkehren kann und die Hoffnung haben darf, dass bald der dritte Tempel in Jerusalem gebaut wird, ist vielleicht vom Ziel der Menschheitsgeschichte, dem Friedensreich des Maschiach Ben David, nicht mehr so weit entfernt? (Vgl. → RaMBaM: Über den Messias)
Dann geht das Gebet des Jehoschua, des treuen Knechtes Moses bei der ersten Einnahme des verheißenen Landes Israel in Erfüllung für die ganze Welt: … Wie in Deiner Lehre geschrieben: Der Ewige regiert immer und ewig! Ferner heißt es: Und der Ewige wird zum König über die ganze Erde sein, an jenem Tage wird der Ewige einzig und sein Name einzig sein.
Bewakascha, bimhera beJamejnu, Bewakascha!
Die „bösen“ Russen hatten bei der deutschen Wiedervereinigung 1990 mit beispielhafter Umsicht und Fairness zugestimmt, dass Deutschland dabei keineswegs zwei verschiedenen Militärbündnissen (Welten) gleichzeitig angehören kann, und ließen die Mitgliedschaft in der NATO zu. Jedoch mit dem westlichen Versprechen, dass die NATO danach nicht nach Osten erweitert wird. Im März 1999 traten Polen, Tschechien und Ungarn der NATO bei – bilden arglistige Täuschung, Verlogenheit, Wortbruch und Betrug gar die Basis der so oft beschworenen „Werte dieses christlichen Westens“? Schaut man in dessen Neues Testament, muss man erschrocken konstatieren: JA ! Was im Zuge der dann – wieder war nach 1. und 2. Weltkrieg Luthers Deutschland das Corpus Delicti – losgetretenen NATO-Osterweiterung danach geschah, war das Schließen einer noch nicht dagewesenen Zange um Russland. Jeder Europäer, jeder Amerikaner, der nichts zu diesen Verbrechen sagte, ist schuldig!
__Nun ist die Ukrainische Armee eingekesselt. So wie die 6. Deutsche Armee, dereinst in Stalingrad, einen Kommandanten hatte, der den Wahnsinn in Berlin zu durchschauen begann, dass diese Lage durch sinnlose „Glaubensmanipulationen“ herbeigeführt worden war, könnte man doch heute auch den Größenwahn der NATO durchschauen, die auf einen Waffenstillstand drängt, oder?
__Ich möchte Ihnen, lieber Herr Kiebitz, von Herzen danken für Ihre Betrachtungen zweier völliger Gegensätze in der gelesenen Geschichte gerade in dieser Ukraine Zeit. Sie geben Anlass zur Hoffnung, dass auch westliche Menschen vom Glauben abkommen und zum Vertrauen auf Würde und Respekt zurückfinden können. Danke!
Eric C. Martienssen
BS“D
Schawua Tov (Eine gute Woche), lieber Herr Martienssen! Das ist eine Zugabe !
Baruch HaSchem, gesegnet sei der Name des Heiligen, des Hochgelobten, angesichts der Freistellung des vierten Teiles dieser Betrachtung zur Unterscheidung der beiden Welten, die mit dem Schicksal von zwei Babys begann.
Als dieser Abschluss im Internet zu sehen war, gingen gerade ganz andere Vergleichsmöglichkeiten (Gelegenheiten zur Hawdala) über die Bildschirme der Welt.
Die „bösen“ Russen hatten bei der deutschen Wiedervereinigung zugestimmt, dass Deutschland dabei keineswegs zwei verschiedenen Militärbündnissen gleichzeitig angehören kann, und …
Sagen Sie mir aber bitte, ob Sie der NATO zutrauen würden, ebenfalls die ganze Welt zu einem Waffenstillstand zu drängen, wenn die Ukrainische Armee die prorußische Seite eigekesselt, also in ihrer Gewalt hätte, so wie heute die Leute vom Poroschenko in Debalzewe eingekesselt sind? Wäre der Westen nicht stattdessen begierig, mit seinen sogenannten „westlichen Werten“, großzügig das Massen-Begräbnis seiner Opfer übernehmen zu können?
Mit dieser Frage, die sich auch jeder Leser selbst beantworten kann, können wir zwar nicht zu hoffen wagen, dass der Größenwahn der NATO um die Weltherrschaft nun so konsequent rückwärts geht wie der „Vormarsch“ der Nazis zurück ging nach dem Fall von Stalingrad (Siehe Göppels-Rede des Glaubens an den Endsieg im Berliner Sportpalast). Könnten wir aber auch voraussetzen, das sich die eingekesselten Ukrainer zum Waffenstillstand ergeben werden, wie damals Kommandant Paulus in Stalingrad?
Noch einmal zurück zu Teil I bis IV, der Betrachtung zweier Welten, die mit zwei Babys begann:
Bei Darstellungen prominenter Künstler auf bekannten Bühnen ist man „Zugaben“ gewöhnt, indem so lange geklatscht wird, bis der Vorhang wieder aufgeht und die Darsteller den Wunsch ihres Publikums erfüllen. Wenn wir einmal eine Webseite zur Bühne machen, können Zugaben durch die Kommentarfunktion erreicht werden, was ja in Ihrer GSI-Webseite keine Ausnahme ist.
Nachdem ich den Teil IV meines Manuskriptes zur Hawdala zwischen zwei Welten online gelesen hatte mit seinen von Ihnen eingebauten Links, kam ich in Zeitkonflickt mit dem Schabbat, denn ich konnte Ihnen nicht mehr rechtzeitig eine für Sie persönlich gedachte Zugabe formulieren, mit der ich Ihnen ein Zeichen des Dankes setzen wollte.
Ich konnte Sie nur telefonisch aufmerksam machen, dass ich Ihnen eine Mail zuspielen würde, die vor Schabbat so abgebrochen werden müsste, dass es in der Form keinesfalls zu veröffentlichen ginge und dabei nicht einmal unmittelbar zu den Vier Teilen unseres Thema gehört.
Da bei Ihnen der Schabbat erst ca. 1,5 Stunden später beginnt, konnten Sie den Ball noch auffangen und die Stunde zwischen der Verkündigung und dem Inkrafttreten des erheuchelten Waffenstillstansabkommens ins Bewusstsein einer weiteren Hawdala rücken. Herzlichen Dank!
Mit dem Fazit zur Betrachtung der zwei Schicksale gebrauchte ich, dem Abraham Baron von Korff zugeordnet, den Begriff Derech Erez. Dieser Ausdruck ist eigentlioch typisch für die „Ungekannte Welt“ und nimmt in der Erzählung „Eine vereitelte Hochzeit“ bei Joseph einen breiteren Raum ein.
Nicht nur beim JUDÄUS werden hebräische Ausdrücke oft mit einem (Stichwort) erklärt, wie ich des ja auch bei diesem Thema mehrfach mit zitiert habe.
Gern wünschte ich allen Lesern der GSI-Webseite, nicht nur diese beiden Bücher vom JUDÄUS selbst lesen zu können, sondern alle. Die Fülle der köstlichsten Kostbarkeiten, die darin enthalten sind, kann ich ja durch meine Betrachtung kaum soweit bringen, dass es die Leser auch nur erahnen. Ein Beispiel soll noch als Zugabe in Zitaten folgen, wo es um Josephs Hochzeit, genauer gesagt, um seine Schwester, geht:
Als der Kaufmann Tobia Fried den Rabbi Sisi ins Vertrauen zieht (siehe Anfang Teil III), begann er: „Ich hätte eine große Bitte an Euch. Wenn der junge Bachur noch frei ist, der heute bei Tisch so schön gesagt hat, so bietet Eure Hand dazu, dass er mein Schwiegersohn werden kann. Ich habe zwei Töchter und drei Söhne. Meine ältester Tochter ist in einigen Monaten achtzehn Jahre alt. Ich wollte ihr 50000 Gulden mitgeben, wenn ich aber diesen Schwiegersohn haben könnte, so gäbe ich gern das Doppelte!“
(Anm.: Hier sucht also jemand in der Tat nicht irgend einen Schwiegersohn für seine Tochter, sondern speziell diesen einen, Josef!) … „Meine Frau und ich waren allezeit einig, dass wir nur einen rechten Talmid Chochom und Jore Schomajim (G´ttesfürchtigen) zum Schwiegersohn einsetzen. Das entspricht auch dem Wunsch unserer Tochter. Aber sie hat – ich weiß nicht, soll ich´s einen Vorzug oder einen Mangel nennen – vor anderen jüdischen Mädchen etwas voraus, sie kann gut deutsch lesen und schreiben. Sie möchte daher einen Mann heiraten, der neben Tauro auch Derech Erez (Weltsitte) besitze. Das scheint mir der junge Mann in sehr hohem Grade zu haben. Ist dem so?“
„Ich habe noch nicht desgleichen gesehen“, erwiderte der Rabbi, „sowohl was Tauro, Derech Erez und Jiras Schomajim (G´ottesfurcht) betrifft. Ihr wisst doch, dass ihm mein Bruder die Morenu gegeben hat?“
„Nein, das wusste ich nicht, aber das überhebt mich aller Fragen. Woher stammt er denn? Was sind seine Eltern?“
„Er hat keine Eltern und Geschwister mehr; über seine Herkunft wendet ihr Euch am besten an meinen Bruder.“
„Ihr genügt mir vollkommen“, bemerkte Herr Fried. …
Am anderen Tag nahm Rabbi Sisi seinen Gast in sein Privatzimmer, reichte ihm die Hand und sagte: „Ich glaube, man darf Euch Masol Tov sagen. Der Schidduch hat mir vom ersten Augenblick an sehr wohl gefallen; ich habe mit dem Bochur heute morgen geredet. Er will, was ich will, nur möchte er Eure Tochter vorher sehen, bevor er bestimmt zusagt.“
„Nun gewiss“, entgegnete Herr Fried, „muss er sie vorher sehen. Unsere Chachomim haben doch verboten, sich durch Kidduschin (Trauung) mit einer Frau zu verbinden, bevor man sie gesehen hat. … .“
„Ja, das ist schon recht“, bemerkte Rabbi Sisi, „aber Ihr sagt, Eure Tochter führt sich heutweltig und der Bochur ist auch ein großer Baal Derech Erez: vielleicht gefallen sich beide nicht und was dann?“
„Ich verstehe den Rabbi nicht“, entgegnete Herr Tobia Fried, „ist dem Rabbi das schon ein einziges Mal im Leben vorgekommen, dass die Eltern von Choson und Kallo (Anm.: Bräutigam und Braut) einig waren, und dass der Schidduch deshalb zurückgegangen ist, weil sich die beiden jungen Leute nicht gefallen hätten? Ihr steht an Stelle des Vaters von Seite des Choson, ich stehe als Vater der Kallo da, wir sind einig, warum sollen Choson und Kallo nicht zufrieden sein mit dem, was ihre Leute für Sie bestimmt haben?“
„Ihr habt recht“, antwortete der Rabbi, „dass mir das noch nie vorgekommen ist. Mir ist aber auch noch kein jüdisches Mädchen vorgekommen, das Deutsch lesen und schreiben kann. Das ist doch wirklich was Ungewöhnliches.“
„Aber“, wandte Fried ein, „wenn das was Ungewöhnliches ist, was ich nicht bestreite, so müsste sie ja verlangen, den Choson zuerst zu sehen, und sie stellt das ungewöhnliche Verlangen nicht, sondern der Rabbi stellt es; wer ist da heutweltig von uns?“
Der Rabbi erwiderte lächelnd:
„Ob Eure Tochter das Verlangen nicht stellt, können wir beide nicht wissen, Ihr stellt es jedenfalls nicht, denn ihr habt den Bochur gesehen, und er hat Euch gefallen. Aber von uns hat keiner Eure Tochter gesehen.“
„Hört, Rabbi, ich bin mit allem einverstanden, denn meine Tochter darf sich so gut sehen lassen, wie der Bochur. Wenn er mit mir nach Haus, nach Jaroslau, fahren will, nehme ich ihn sofort mit, will er später reisen, ist mir´s auch recht, nur das will ich nicht, dass meine Tochter deshalb hierher reisen soll.“
„Darin liegt eben die Schwierigkeit“ bemerkte der Rabbi, „Rabbi Josef will nicht reisen, um ein Mädchen zu sehen und es vielleicht nachher nicht zu nehmen, und Ihr wollt Eure Tochter nicht hierher kommen lassen, ich weiß nicht, wie wir aus der Zwickmühle herauskommen.“
„Ich denke, wir kommen ganz einfach heraus“, entgegnete Herr Fried. … Ich kenne beide und weiß, dass sie sehr gut zusammen passen werden. Aber um trotzdem dem Wunsch eines vorherigen Zusammentreffens entgegenzukommen, schlage ich Euch folgendes vor:
Morgen ist Rosch Chodesch (Anm.:Neumond-Tag) Ijar, in achtzehn Tagen haben wir Lag Beomer, auf diesen Tag setzen wir die Chasno (Anm.: Hochzeit) fest, wenn G´tt will, und zwar soll die Chasno hier bei Euch sein. Ich werde mit meiner Frau und der Kallo, sowie mit meinen anderen Kindern schon acht Tage vorher hier eintreffen. Diese Zeit ist doch lange genug, dass sich die zwei kennen lernen, was meint der Rabbi?“
„Das ist ein Vorschlag, der sich hören lässt“, bemerkte der Rabbi. „Wenn´s Euch recht ist, rufe ich jetzt Rabbi Josef herein, damit wir alles zusammen besprechen können.“
Damit war Herr Fried nun sehr einverstanden, Josef, der dann erschien, stimmte ebenfalls zu. …
Der Begriff Derech Erez (wörtlich übersetzt: „Der irdische Weg“, gleichfalls möglich: „Weg des Landes“) umfasst im Sprachgebrauch der Jüdischen Welt alle Bildung, die außerhalb der Torah erfolgen kann aufgrund der Gesetze der Natur, der Gesetze, die den Sprachen der verschiedenen Völker zugrunde liegen, sagen wir, der Gesetzlichkeit im gesamten Schöpfungswerk des Himmels und der Erde und daraus resultierender Bräuche, Berufe Praktiken etc.
Wer diese „Zugabe“ liest, könnte diesen Ausschnitt amüsant finden, jüdisch interessant, aber ist das nicht auch überschattet von der Tragik eines Schicksals? Wir kennen ja das Geheimnis schon vorher, wie der Rabbi, der hier an der Stelle des Vaters des Bräutigams mit dem Vater des Bräutigams verhandelt, ohne dass einer etwas davon wissen konnte?
Das alles ist aber nicht mein Grund, daraus so ausführlich zu zitieren. Es geht mir um Derech Erez. In damaliger Zeit war es noch nicht so lange her, dass durch Napoleons Emanzipation der Juden ein Kulturschock ohnegleichen ausgelöst wurde. Bis dahin hatte sich das Leben der meisten Juden in Gettos abgespielt. Ihre heile Welt war die Welt der Torah. Die Gettomauern waren sogar ein Schutz für sie. Später wurden in Europa von der Deutschen Wehrmacht neue Gettomauern gebaut, um die Juden da hinein zu deportieren als Vorstufe zu den Vernichtungslagern.
Als den Juden auf einmal alle Berufe, Schulen, Hochschulen, Künste etc. offen standen, begann in der Weltgeschichte eine Zeit der Erfüllung einer besonderen Prophetie: Der Schöpfer wird den Menschen Geheimnisse seiner Schöpfung offenbaren, die Seit Adam und Eva noch kein Mensch gekannt hat. Wer zur Zeit Napoleons gesagt hätte, dass bald Menschen auf dem Mond laufen und auch wieder zur Erde zurückkehren können, wäre wohl einer Behandlung zugeführt worden, die ihm nicht gut getan hätte. Heute bewegen sich täglich Tausende durch die Stratosphäre von einem Kontinent zum anderen. Die Menschheit geht selbstverständlich mit Dingen um, die vor 200 Jahren völlig unvorstellbar waren.
In der Statistik der Weltbevölkerung hat der Anteil der Juden nie mehr als ein Promille ausgemacht. Seit sie vor 200 Jahren die Gettos verließen, haben sie in der gleichen Statistik bereits einen Anteil von über 30 Prozent der Nobelpreise inne. Sie finden sich also nicht nur in der Welt der Torah besser zurecht als der Rest der Welt, sondern auch in allen Bereichen des Derech Erez, heutweltig.
Trotzdem haben auch nichtjüdische Wissenschaftler bedeutende Entdeckungen gemacht. Manche haben dadurch erst den Schöpfer des Himmels und der Erde in dem G´tt Israels zu erkennen gelernt.
Warum haben dann die NAZIS die Juden als Untermenschen entrechtet bis hin zum Massenmord an ihnen?
Dieselben NAZIS hatten sich bereits mit dem Islam verbrüdert, wobei man nicht zu schätzen braucht, wer wen in grenzenlosester Grausamkeit übertrifft. In Afrika wütet heute die Boko Haram, was bedeuten soll: Westliche Bildung ist Sünde. Diese kämpfen für einen Islamischen Staat wie im Orient die IS. Einig werden sich solche Terroristen oft untereinander und mit christlichen Terroristen, bei denen es nach Luthers Glaubens-Schablone gegen die Juden geht. Warum?
Sie sagen, sie haben einen anderen Glauben, aber sie kennen nicht das Geheimnis des Lebens im G´tt der Juden und in Seinem Ewigen Gesetz. Sie sind jedoch gefährlich beleidigt bei der Frage, dass es außer dem G`tt der Juden keinen anderen G`tt gibt und also ihr angeblicher Gottesdienst nichts weiter ist als ein toter Götzendienst, dessen Diener sich gegenseitig brutal schlachten und dazu alle, die nicht bereit sind, ihren „Glauben“ anzunehmen.
Machen wir einen historischen Exkurs, so liegt es doch eigentlich auf der Hand, in dem Wüten Roms gegen Israel, in den Kreuzzügen, in der Inquisition, im Holocaust nach Luthers Vorgaben etc. in der Kirche die Mutter aller Terroristen zu sehen, bzw. alles Terrorismus.
Gnade uns, was in der Ukraine gerade für die ganze Welt vom Stapel läuft.
Ihnen, lieber Herr Martienssen, und allen Lesern Ihrer GSI-Webseite, vereint mit
Israel, herzliche Schalom – Wünsche !