2.Moses 21,1 – 24,18 | | Jeremia 34,8-22; 33,25-26
Kommentar von Eric Martienssen:
Immer mehr Menschen haben eine Idee davon, dass im Prinzip alle 613 Ge- und Verbote, die Satzungen (hebr: mischpatim) für das Judentum, in den Zehn Geboten, dem Zehnwort (griech: deka-logos/dekalog) vom Berg Sinai zusammengefasst sind, deren Übergabe im Eifer der Betrachtung des Übertritts von Götzen-Pfarrer Jitro zum Judentum im Kommentar der letzten Woche etwas zu kurz gekommen war. Für die Völker (Nichtjuden/Heiden) ist jedoch noch nicht vordergründig geworden, dass die Satzungen als Voraussetzung für die wirkliche Freiheit gedacht sind. Freiheit von der Knechtschaft, dem Sklavenhause Ägyptens und dessen (menschlicher) Gesetze zugunsten der göttlichen Gesetze des Lebens, für das Gelingen unseres Lebens! Wenn aber 613 Mizwot, die uns in unserer heutigen Wochenlesung und den folgenden einzeln vorgestellt werden, zugegeben recht viel sind, müsste es mit 10 doch klappen, oder? Was die Völker anbelangt, weit gefehlt. Wenn Sie auf → diese Liste klicken erfahren Sie, wie viele der sogenannten Zehn Gebote Luther für seine Deutschen und die Päpste für ihren Erdkreis derart beschnitten und entstellt haben, dass von Gott und Seinen guten Absichten – denn dessen Gebote kann man auch als Gute Absicht für Dein Leben bezeichnen – nichts mehr übrigbleibt. Das fängt beim Ersten Gebot an, wo Gott von Luther und der ihm folgenden Evangelischen Kirche Deutschlands EKD, doch glatt Seine gesamte Identität genommen wird.
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Zum Thema empfehlen wir auch den Artikel:
Jüdisches oder Christliches Kreuz – Die Hawdala eines Symbols,
von Jehonatan Kiebitz.
Unsere Parascha beginnt wie folgt (2Mo21,1):
„Und dies sind die Rechtsordnungen, die du ihnen vorlegen sollst.“ Raschi macht uns darauf aufmerksam, dass hier we‚ele und nicht einfach nur ele steht. Wenn die Tora das verbindende we (und) voranstellt, wird zu dem Bestehenden etwas Neues hinzugefügt. Hieße es nicht und dies sind, sondern nur „dies sind“ würde Bestehendes für ungültig oder vergangen erklärt werden. „Und dies sind die Rechtsordnungen“ bedeutet nach Raschi, dass sich diese Gesetze nahtlos den voran gegangenen, am Sinai offenbarten Zehn Geboten Gottes anschließen. Worum geht es unseren Weisen bei dieser Auslegung:
Christentum und westliche Zivilisationen haben das Zehnwort als religiöse bzw. ethische Verpflichtung anerkannt. Für das Judentum genügt dies nicht! Die Zehn Gebote und die Rechtsverordnungen sind an die vertikale Linie
- Schöpfer
↕
Mensch
untrennbar gebunden, eben unzertrennbar Gottes Zehn Gebote und Gottes Rechtsverordnungen! Sie sind also die komplette Kontradiktion zu menschlicher „Ethik“, die man dann nach menschlichem Gutdünken zusammenstreichen und entstellen kann, wie das gerade am besten in die Kirchenpolitik passt. Hier sei als von Gott und allen guten Geistern (außer dem Weingeist – s. Besoffene Fastenzeit der EKD Ratsvorsitzenden Bischöfin) verlassenes Beispiel die evangelische Kirche und ihre Lutherdekaden Botschafterin Margot Käßmann genannt, die in ihrem blindwütigen Luther-statt-Gott-Gehorsam einfach einmal das Erste Gebot verunstaltet (Pressemitteilung PDF).
Deshalb heißt God’s Sabbath International eben auch nicht Sabbath International. Weil der Sabbath Gott gehört und nicht irgendwelchen päpstlichen oder lutherischen Menschheitsverführern, die eben mit Gott vorsetzlich nichts zutun haben wollen, sondern lieber ihre eigenen Gesetze installieren – mit entsprechender Angststmache, was Gott denen antun würde, die diese Kirchgesetze nicht beachten!
. . . . . . . . Ergänzung der GSI-Redaktion – unser “Graues Kasterl” . . . . . . . . .
Hier eine optimierte Zeichnung des sich aus der
↕ vertikalen (Gott-Mensch) Linie der
Ersten Gebotstafel und der
↔ horizontalen (Mensch-Mensch) Linie der
Zweiten Gebotstafel ergebenden Kreuzes:
Des Jüdischen Kreuzes!
(© Jehonatan Kiebitz)
Dieses Jüdische Kreuz meinte der Rabbiner von Nazareth, den die Kirche Jesus nennt, als er in Lukas 9,23 die ultimative Abkehr von allen Ascherabildern und Kreuzen der Götzenvölker und Kirchen forderte, wörtlich:
„Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.“
Das Jüdische Kreuz, das absolute „Hören“ auf den Gott Israels und Seine Gebote, war und ist bis zum heutigen Tag das, was die Jüdische Religion ausmacht. Wollte man in seine (Jesu) Nachfolge, musste man dieses „Kreuz, Gottes Gebote, täglich auf sich nehmen“ und alle eigenen Kirchen-Götter „verleugnen“!
Zwanghaft also (wollte sie die Weltherrschaft erlangen, die sie heute innehat) musste die Kirche ihren gutgläubigen Schafen ein eigenes Kreuz unterjubeln, das diese dann anstelle Gottes anbeten könnten. Und welches Kreuz war dazu besser geeignet, als das Kreuz, an welchem der römische Pontifex besagten Rabbiner selbst hatte auf grausame Weise hinrichten lassen? Ein solch verlogenes Kreuz gab es „in der Welt“ noch nicht – man musste es erfinden!Viele Menschen kommen heute zum Judentum, weil diese Religion nicht auf dem „Angstprinzip der Kirchen“ beruht, vielmehr Lebens- und Wahrheits bejahend ist, ohne anmaßende Hierarchien zwischen dem Einzenen und dem Ewigen, gelobt sei (nur) Er, auskommt und so persönliche Freude schenkt.
Völlig anders als die Kirche also die Juden, denn . . .
„Er [mosche] nahm das Buch des Bundes und las es dem Volk [israel] vor. Da sprachen sie: Alles, was Gott gesprochen, wollen wir tun und hören“ (2Mo24,7). Hier drückt das Volk des Bundes → Gottes Volk – die Bereitschaft aus, zuallererst Gottes Satzungen auszuführen, bevor sie hören, warum sie das so gemacht haben sollten. Diese nur scheinbar paradoxe Reihenfolge hatte bereits in der Vergangenheit den Spott der Gojim hervor gerufen. Von wegen Gesetzlichkeit der Juden, weil sie, besonders die Christen – nach Versklavung der Juden ca. 70, später Kreuzzügen, Neuzeit: christlich motivierter Holocaust – erst allmählich im Nachhinein verstehen, dass, hätten sie zuerst auf Gott und Seine Gebote gehört, es niemals zu ihrem mörderischen Handeln gekommen wäre. Hingegen führt das aufrichtige Befolgen der Mizwot, bevor man sie verinnerlicht hat, den jüdischen Menschen auf den richtigen Lebensweg und lässt ihn auch mit der Zeit den „vollen Sinn“ seiner Lebenshaltung verstehen Das ist Freiheit, wenn man nicht unter seinen eigenen Abwegen von Gott Tag und Nacht (und alle Ewigkeit) leiden muss.
Schabbat Schalom
BS“D
Schalom, lieber Herr Martienssen!
Die beiden Paraschiot Jitro und Mischpatim haben etwas gemeinsam in einer wörtlich übereinstimmenden Bekundung des Volkes Israel. Vor der gleichen Kulisse, dem Berg Gottes, Horeb, geschah zeitlich dazwischen das Ereignis, dem ich in meinen Kommentar vom 19. Januar die alle Weltgeschichte überragende Bedeutung beigemessen habe. Dabei kann die zweite Bekundung durchaus als eine Wiederholung und insofern auch als Bekräftigung des Willens des Volkes Israel angesehen werden.
Um die Tragweite dieses Volkswillens zu erkennen, ist es wichtig, den Blick von dem damaligen Geschehen in die Vergangenheit und in die nähere Zukunft danach zu lenken, aber auch in die für damalige Zeiten ferne Zukunft, sprich in unsere heutigen Tage.
Ebenfalls in meinem Kommentar vom 19. Januar wies ich auf die Berufung Moses hin bei dem brennenden Busch an eben diesem Berge Horeb und dass das, was nun besonders in den Abschnitten Jitro und Mischpatim geschieht, Moses als prophetisches Zeichen mitgegeben war. Siehe 2. Moses 3,12: Eben dies wird für dich das Zeichen sein, dass ich dich geschickt habe. Wenn du das Volk aus Mizrajim führst, werdet ihr Gottes Diener werden an diesem Berg (diese und alle folgenden Übersetzungen: Rabbiner Samson Raphael Hirsch, 1808 – 88).
Darauf hin fragte Moses den Heiligen, gelobt sei Er, nach seinem Namen, damit er sich gegenüber dem Volke Israel auf Ihn berufen könnte. Moses wurde der Heilige Name offenbart, wie ihn selbst Abraham noch nicht gekannt hatte.
Nach dem Krieg gegen Amalek in Refidim kam Moses mit dem Volk Israel am Berge Horeb an
(2. Moses 19,1 ff). Am Ort der Berufung Moses wurde nun das ganze Volk Israel von ihrem Erlöser zu Seinem Dienst berufen. Gott sprach zu ihnen zuerst durch Moses. Sie antworteten einhellig (2. Moses 19,8): Alles, was Gott gesprochen, wollen wir tun.
Hierbei ging es allerdings nicht um die Frage, ob man auch das tun kann, was man nicht verstanden hat, oder dass man auch Bedingungen stellen könnte, bevor man zur Tat bereit ist. Hierbei ging es vielmehr um etwas ganz anderes!
Israel war ja gerade aus der Sklaverei errettet worden, wo sie Pharao und den Ägyptern dienen mussten. Bei den ganzen Wundern ihrer Befreiung hatten sie gelernt, dass die Freiheit darin beruht, nun nicht eigenwillig zu werden, sondern im Gegenteil einem höheren Willen gehorchen zu dürfen, den Willen des Schöpfers von Himmel und Erde in die Tat umsetzen zu dürfen, den sie gerade als ihren Erlöser kennengelernt hatten. Es geht hier ganz entschieden nur um die Frage, wessen Diener sie sein wollen, wessen Willen sie in die Tat umsetzen wollen. Sie bekunden aus reinem und ungeteiltem Herzen: Alles, was Gott gesprochen, wollen wir tun.
Hat Israel damit nicht eindeutig bekundet, dass sie nie mehr das tun wollen, womit jemand dem, was Gott gesagt hat, also dem Willen Gottes, widerspricht? Adam hatte sich davon abbringen lassen das zu tun, was Gott gesprochen hatte. Adam hatte das getan, was die Schlange gesprochen und damit dem Wort Gottes widersprochen hatte.
Abraham hatte zehn Treueprüfungen Gott gegenüber bestanden. Gott hatte ihn dafür gesegnet, mit ihm einen Bund geschlossen und ihm den Segen für seine Nachkommen verheißen und ihm das Land zugeschworen.
So wie wir am Berg Moriah Abraham Gott dienen sahen, sehen wir nun Abrahams Nachkommen am Horeb Gott dienen, der sich ihnen unterdessen nicht nur als ihr Schöpfer, sondern auch als ihr Erlöser offenbart hat.
Das ist die Einleitung zur größten Stunde der Weltgeschichte, in der ER ganz Israel an diesem Berg Horeb erscheint und ihnen das bringt, was sie im Garten Eden zurücklassen mussten, die Früchte vom Baum des Lebens. Kann es etwas geben, wovon das Leben und die Freiheit so unmittelbar abhängt wie das Wort, das Gott gesprochen hat?
Moses führte das Volk hinaus, Gott entgegen aus dem Lager (2.Moses 19,17). Nun stand das Volk nicht vor einem brennenden Busch an dieser Stelle, sondern der Berg Sinai dampfte ganz, weil Gott auf ihn im Feuer sich hinabgelassen. … Wo hat je ein Volk so unmittelbar die Nähe des Schöpfers von Himmel und Erde erlebt, wie hier in der Stunde, als ER sich ihnen als ihr Erlöser offenbarte? Die zehn Gebote hörten sie unmittelbar aus Gottes Mund. Dabei stand Moses bei ihnen wie einer von ihnen. Sie baten ihn aber, er solle nun für sie mit Gott sprechen und dann auch mit ihnen, denn sie fürchteten um ihr Leben.
Die Gegenwart Gottes erlebte Moses auf dem Berge Sinai noch so lange, bis Gottes Offenbarung-Stätte als Mittelpunkt innerhalb des Lagers Israels eingeweiht war, auch alle Anweisungen zum Bau des transportablen Heiligtums und die daraus resultierenden Gebote von den 613 Geboten der Tora. Erst dann ließ sich die Wolke über der Stiftshütte nieder und Gott sprach mit Moses wie ein Mann mit einem anderen Mann redet zwischen den Cherubim auf dem Deckel der Bundeslade hervor.
So empfing Israel am Berg Sinai bereits auch alle Mischpatim durch Mosche. Am Ende der Paraschat Mischpatim lesen wir dann wieder fast im gleichen Wortlaut und wieder einstimmig in 2. Moses 24, 3 die Worte des Volkes Israel: Alle die Worte, die Gott gesprochen hat, wollen wir vollbringen. Ab Vers 4 – 8 lesen wir :
Darauf schrieb Moses alle die Worte Gottes nieder, stand am Morgen früh auf, baute einen Altar unten am Berge, und zwölf Gedenksteine für die zwölf Stämme Israels,
und schickte die Jünglinge der Söhne Israels, sie brachten Empor-Opfer und opferten Gott Friedensmahl-Opfer von Stieren.
Da nahm Mosche die Hälfte des Blutes und behielt es in den Becken, die andere Hälfte des Blutes aber hatte er an den Altar hin gegossen,
nahm das Buch des Bundes und las es dem Volke vor. Da Sprachen sie: Alles, was Gott gesprochen,wollen wir tun und hören.
Dann nahm Mosche das Blut, goss es gegen das Volk hin und sprach: Seht da das Blut des Bundes, den Gott mit euch über alle diese Worte geschlossen hat.
Zitat aus dem Hirsch-Kommentar zu 2. Moses 24 Vers 7: Sefer HaBrit (Buch des Bundes): das Vers 4 niedergeschriebene Gesetz, das ihnen bereits Vers 3 mündlich vollständig mitgeteilt und durch ihr Erfüllungsgelöbnis zur Bundesverpflichtung erwachsen war. – na´asse wenischma (wir wollen tun und hören). Oben (V. 3) nach der mündlichen Darstellung der Gesetze, genügte das Gelöbnis : na´asse (wir wollen tun). Es waren ihnen ja die Gesetze völlig detailliert zum Bewusstsein gebracht. Demgegenüber war nur „Erfüllung“ zu geloben. Die Schrift enthielt aber nur die Gesetze in ihren kurz gefassten Grundnormen, wie wir sie in der Schrift vor uns haben, die Detail-Darstellung verblieb der mündlichen Belehrung und der Auffassung im Geiste durchs Gehör. Dem zu lesenden, geschriebenen Gesetze gegenüber würde sich das „wena´aseh“-(wir wollen tun)- Gelöbnis nur auf den, ohne mündliche Überlieferung unvollständigen, Wortlaut beziehen. Sie fügten hier daher: „wenischmah“ (und hören) hinzu, und sagten damit: Alles, was Gott gesprochen, nicht nur die uns hier vorgelesenen Grundzüge, wollen wir vollbringen, und zu diesem Ende auch „hören“, d. h.: uns durch Kennenlernen und Beachten des mündlich Verbliebenen in den Stand setzen, den göttlichen Willen wirklich und vollkommen zu erfüllen.
Im Schma Israel erleben wir es täglich, wie es einfach darauf ankommt, sich an Gottes Wort zu orientieren. Das Geheimnis der Tat des göttlichen Willens heißt darin: … und du sollst lieben … .
An dieser Stelle möchte ich Ihnen, lieber Herr Martienssen, persönlich dafür danken, wie Sie am Anfang Ihres Kommentars das Gesetz Gottes als das Geheimnis des Erlösers zur Freiheit sichtbar gemacht haben als Voraussetzung für die wirkliche Freiheit. Was geschieht heute täglich in der Welt, die von Missionaren dieser Voraussetzung der Freiheit völlig beraubt wurde alles „im Namen des Volkes“?
Der Schalom al Israel möge bald der ganzen Welt zum Segen werden!
Ihr Jehonatan Kiebitz