Schabbat Schelach-Lecha („entsende…“) Lesungen:
4. Moses 13,1 – 15,41; Josua 2
Kommentar von Eric Martienssen:
In unserer Parascha ist es Gott, der entsendet –
„ER redete zu Mosche, sprechend: Sende Männer aus!“ (Bamidbar 13,2+18)
Die christlichen Sendschreiben der Apostel sagen genau umgekehrt –
„Wir sind einstimmig geworden, Männer auszusenden!“ (Apg 15,25)
Demokratie, „Volksherrschaft“ [durch Abstimmung], ist nicht nur allein schon vom Wort her das größte definierbare Gegenteil zur „Gottesherrschaft“. Sie spiegelt auch die Überzeugung des Gutseins in der durch Mehrheitsbeschluss erreichten Erhebung des Menschen über seinen himmlischen Schöpfer. Vergleichsweise das Gleiche wie die christliche Homosexualitäts-Erhebung im Westen gegen das Gottes Gesetze achtendende Russland und Putins. Wie das oben zitierte erste demokratische Abstimmungs-Beispiel des Neuen Testaments zeigt, ist die Apostelgeschichte nicht nur das erste Buch nach den Evangelien, sondern es begründet an dieser ersten Stelle überhaupt den gesamten Glauben der Kirche/Roms. Denn handelten die Evangelien noch ausnahmslos vom pharisäischen (→Wikipedia: Jesus) Rabbiner von Nazareth, der mit religiöser Strenge von jedem Menschen ultimativ den Gehorsam gegenüber dem Ewigen, gelobt sei Er, forderte – „Du sollst den Ewigen, deinen Gott, anbeten und NUR Ihm alleine zu dienen“ (vgl. Matthäus-Evangelium 4,10) – und mit diesem Bekenntnis sogar den Teufel verjagte, waren es erst diese apostolisch-römischen Anhänge an die Evangelien, eben Geschichten, die den im Talmud (und nur dort) als „historisch“ bewiesenen Rabbiner und dessen Gottgehorsam völlig von den Füßen auf den Kopf stellten, also ins Gegenteil verkehrten. Mit diesem kompletten Paradigmenwechsel wurde also die Herrschaft des Gottes Israels abgeschafft zugunsten der Herrschaft des Volkes – der Gott der hebräischen Bibel wurde für das Christentum abgeschafft! Faktisch wurde dadurch von den Schreibern dieser Apostelgeschichten jedoch auch die Lehre des Rabbiners von Nazareth abgeschafft, denn dieser hatte schließlich befohlen, „alleine nur Gott“ anzubeten und wurde – Christen können bis zum heutigen Tag nicht lesen, was in ihren eigenen Schriften steht – dieser Rabbiner selbst zum Gott erhoben und sogar um einen dritten Gott, den „heiligen Geist“, bereichert. Jetzt stand es 1:3 für die Christen. Vermeintlich, denn die Endabrechnung macht der Ewige!
Die Episteln ([Send]Schreiben) der Aposteln waren der Beginn der teuflischsten Erfolgsgeschichte gegen den Einen Gott, und sie wird – ganz demokratisch und im christlichen Glauben sogar einstimmig – heute mehrheitlich geglaubt und – interessant hier – als ALLEIN selig machende Heilsbotschaft ausgesendet?! Diejenigen, die diesen groben Unfug nicht glauben wollten, wurden mit menschlich demokratisch gewählter Regierungsmacht
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…auch Hitler wurde von der deutschen „Herrenrasse“ – der Begriff „des Herrn sein“ ist ein durch die römische Kirche in den Episteln überhaupt erst erfundener Begriff, welcher in der hebräischen Bibel [verunglimpfend: Altes Testament] kein einziges Mal auftaucht – demokratisch gewählt [vgl. Artikel →Kristallnacht/Holocaust: Man feierte in Luthers Geburtstag!. Die Vergasung indes war eine Idee des letzten deutschen Kaisers, Kaiser Wilhelm II., s. →Christliche Glaubens- und Götzenbilder in Israel, oder auch dass Bundespräsident Joachim Gauck die deutschen Katholiken zum → Gottesvolk erhebt…
verfolgt, ermordet und zuletzt sogar, der Holocaust war schließlich eine christlich-deutsche Herrschaftsveranstaltung, vergast!
…einzig, weil sie, die Juden, Zeugen – und vor allem Kinder! – des einen und Einzigen Gottes waren! Denn Judentum war von jeher kein Glaube, hatte also zu keinem Zeitpunkt der Weltgeschichte irgendetwas mit solchen gegen Gottes Herrschaft gerichteten demokratischen Mehrheitsbeschlüssen, wie sie in der Neuen Weltordnung der römisch-griechisch angezüchteten Christenheit Vorrang haben, zutun. Gott war, ist und bleibt für Juden der Vater! Komme da, was da will. Zur Verdeutlichung der Vater ↔ Kindbeziehung: Fragen Sie einmal ein x-beliebiges Kind, ob es an seinen Vater glaubt. Vermutlich wird es Ihnen sagen: „bei dir piept’s wohl, Tante. Der da drüben IST mein Vater!“ Verstehen Sie, was hier gemeint ist?
Jetzt müsste man meinen, dass es im Judentum keine Mehrheitsbeschlüsse gegen Gott geben könnte. Weit gefehlt. Zwar ist wahr, dass der Vater als Einziger Gott niemals infrage gestellt würde
- –das ist der Kern jedes Juden und jeder Jüdin, egal wie säkularisiert er/sie sein mag –
jedoch den Wunsch eines Einzelnen nach Macht, Ruhm, Ehre, Anerkennung und Herrschaft, für die derjenige, manchmal auch aus Angst vor Niederlage oder Verlust heraus, eine Mehrheit in seiner Sippe, seinem Stamm oder – wie im Beispiel unserer Parascha – unter der Gesandtengemeinschaft einen demokratischen Mehrheitsbeschluss herstellt, den gibt es schon auch im Judentum. Im Beispiel unserer heutigen Parascha war es das Stimmenverhältnis 2:10, dass den Juden eine vierzigjährige Wüstenwanderung einbrachte, obwohl sie nach dem zweiten Empfang der Tora schon in das Land hätten einziehen können, das der Ewige, gesegnet sei Er, ihnen Vätern versprochen hatte, ein Land, darin Milch und Honig fließen würden…
Auszug aus einem Hör-Vortrag → Tora vom Himmel :
Im Judentum sagt nicht das, was man sieht, die Wahrheit, sondern das, was man hört – und das ist alles. Wenn man sich auf das Sehen verlässt, geht man in die Irre.former Chief Rabbi Jonathan Sacks Foto: coopermiall
Was sollen wir anschauen, um es richtig zu erfassen? Die „Zizit“. „ure’item oto usechartem“ – „ihr sollt sie sehen und gedenken“.
Und wie fängt der Wochenabschnitt an, in dem die Zizit eine Rolle spielen? „Schelach lecha“ [„Sende aus“! 4. Mose 13,1 – 15, 41] – es ist der Abschnitt über die Kundschafter.
Da werden dieselben Worte gebraucht: „ure’item et ha’arez“ – „und ihr sollt ansehen das Land….“ Das ist das Leitwort. „Und ihr sollt sehen“ – das Wort kommt nur drei Mal in der Tora vor, zwei Mal in diesem Abschnitt.
Die Kundschafter sahen – und zogen daraus bestimmte Schlüsse. Es waren falsche Schlüsse. Was sahen sie? Wann immer Sie eine Verteidigung des Judentums brauchen, hier ist sie. Erinnern Sie sich, dass Mose unter den vielen Dingen, die er den Kundschaftern aufgetragen hat, sagte: „Seht, was es für Städte sind, in denen sie wohnen, ob sie in Zeltdörfern oder in festen Städten wohnen!“ Und sie kamen zurück und sagten, die Städte seien befestigt und sehr groß. Im 5. Buch Mose , Kapitel 1, fügen sie noch hinzu, sie seien bis an den Himmel ummauert. Also: Was machen die Kundschafter? Sie folgerten, wenn die Städte stark sind, dann ist auch die Bevölkerung stark. Das war ihre Schlussfolgerung…
Auch steht das jüdische Bekenntnis: Die Tora ist vom Himmel
dem Talmud Bawa Mezia 59b entgegen: Die Tora ist nicht vom Himmel,
wo, sinngemäß zitiert, zwei der größten Toragelehrten aller Zeiten über die Bewertung ein und derselben Sache – es ging darum, ob ein Schlangenofen koscher oder unkoscher war – zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Alle Begründungen von Rabbi Elieser ben Hyrkanos, warum der Ofen koscher wäre und alle Argumente gegen diesen untauglich, wurden von der Mehrheit der Rabbiner auf der Seite von Rabbi Jehuda (Jehoschua) im Namen Schemu’els abgelehnt. Daraufhin strebte Rabbi Elieser einen Beweis vom Himmel an, indem er einen Johannisbrotbaum sich um hundert Ellen versetzen ließ. Doch die Mehrheit der Rabbiner erkannte das himmlische Wunder nicht als Beweis für Rabbi Eliesers Überzeugung an. „Hierauf sprach er zu ihnen: Wenn die geltende Norm meiner Meinung entspricht, so mag dies dieser Wasserlauf beweisen. Da zog sich der Wasserlauf zurück. Sie aber erwiderten: Man bringt keinen Beweis von einem Wasserlauf. Wiederum sprach er zu ihnen: Wenn die geltende Norm meiner Meinung entspricht, so werden es die Wände des Lehrhauses beweisen. Also neigten sich die Wände des Lehrhauses und drohten einzustürzen […] Wiederum sprach er zu ihnen: Wenn die geltende Norm meiner Meinung entspricht, so werden sie dies aus dem Himmel beweisen. Da erscholl eine himmlische Stimme und sprach: Was habt ihr gegen Rabbi Elieser; die geltende Norm ist stets wie er sagt. Da stand Rabbi Jehoschua auf und sprach: Nicht im Himmel ist sie. – Was bedeutet: Nicht im Himmel ist sie? Rabbi Jirmija erwiderte: Die Tora ist bereits vom Berge Sinai herab gegeben worden (und befindet sich nicht mehr im Himmel). Wir achten nicht auf die himmlische Stimme, denn bereits am Berge Sinai hast du in die Tora geschrieben: Nach der Mehrheit muss man sich richten.“ (Klick →Originalzitat)
Doch heißt es bis heute: „Wenn alle Weisen Israels auf einer Waagschale wären und Elieser, Sohn des Hyrkanos, auf der andern, würde dieser sie alle aufwiegen“. Denn die vom Berge Sinai herab gegebene Tora, das Gesetz Gottes (GG 5. Moses 30,11 ff.), sagt: „höre auf SEINE, deines Gottes Stimme, zu wahren Seine Gebote und Seine Satzungen, was in diesem Buch der Weisung geschrieben ist, denn du kehrst um zu IHM deinem Gott mit all deinem Herzen, mit all deiner Seele. Denn dieses Gebot, das ich dir heute gebiete, ist nicht entrückt ist nicht zu hoch für dich, dass du es nicht erreichtest. Nicht im Himmel ist es, dass du sprächest: Wer steigt für uns zum Himmel und holt es uns und gibt es uns zu hören, dass wir es tun? Nicht über dem Meer ist es, dass du sprächest: Wer fährt uns übers Meer hinüber und holt es uns und gibt es uns zu hören, dass wir es tun? Nein, sehr nah ist dir das Wort, in deinem Mund und in deinem Herzen, →dass du es tust!“
Schabbat Schalom
Übrigens: vom Vers 23 in Kapitel 13 stammt das heutige Touristiksymbol Israels: eine Weinranke, die von zwei Personen an einer Stange getragen wird:
Mehr zum Thema unter:
→ Schlach-Lecha O Wie – liberales Judentum oder deutsche Orthodoxie
… und aus leider wieder lutherisch Volksverhetzendem Anlass, da es Pfarrer Bundespräsident Joachim Gauck – ersatztheologisch das Judentum als Gottes Volk verwerfend – auf dem Deutschen Katholikentag 2014 erneut für nötig befunden hatte, die katholischen Christen als „Gottesvolk“ zu bezeichnen (wörtlich: „Der Papst braucht sein Gottesvolk“):
→ Göring-Geist Gaucks gegen Gott : Kirchen-Merkels Lutherdekaden Perversionen
dass der Vater als Einziger Gott niemals infrage gestellt würde
–das ist der Kern jedes Juden und jeder Jüdin, egal wie säkularisiert er/sie sein mag –
–das ist auch der Kern jedes Christen, egal welcher Konfession er angehört.
Danke Eric, daß wir uns darin alle einig sind.
Liebe Grüße, Peter
„Die Intelektuellen, die singen gerne Blues.
Bei denen tanzen die Forellen, im hausgemachten Apfelmus.“
(© Stephan Sulke)
Was für ein christlicher Stuss, Peter … aber wenn’s Dich auf Erden glücklich macht, genieße die Zeit noch.
BS“D
28. Siwan 5775
15. Juni 2015
Schalom, lieber Herr Martienssen !
Wie viele Menschen berufen sich auf die Tora, aber lehnen die mündliche Überlieferung ab, die man zusammenfasst mit dem Begriff Talmud. Da gibt es aber auch innerhalb der Tora talmudische Probleme. In dem Fall könnte man das fünfte Buch Moses, Dewarim, ablehnen, weil da scheinbar etwas ganz anderes steht, als im vierten Buch, Bemidbar.
Nach der Vernichtung der Torarollen, des jüdischen Schrifttums einschließlich des Talmuds und aller derer, die diese Schriften von ihrer Kindheit an gelernt haben zu verstehen, war das lutherische Prinzip, dem sich die Nazis hingaben der National-Sozialismus, und unterschied sich nicht von den Verfolgungen des Judentums und der Juden in der Kirchengeschichte. Gleichzeitig führten die National-Sozialisten den Krieg gegen die Internationalen Sozialisten mit Religions-Verbot im Sowjet-System, ein religiöses Vakuum, eine Chance der katholischen Ost-Erweiterung wie bei den Ordensritter-Burgen, damals mit dem Rattenfänger von Hameln?
Das Geheimnis, dass ein Mensch etwas glücklich tun kann, hat grundsätzlich damit etwas zu tun, dass er wissen darf oder sogar wissen muss, warum er es tun oder lassen soll. Dem entspricht aber auch das Verständnis des Anderen, warum dieser etwas tut oder sogar etwas ablehnt zu tun.
Sie verlinken am Schluss Ihren Artikel mit der Betrachtung des Lubawitscher Rabbiners Nissan Dov Dubov. Er schreibt ausführlich über das Thema Tun oder Verstehen – was kommt zuerst? Er baut das Thema auf als eine Frage der Logik! Ist das logisch? Oder ist das theologisch?
Die Logik christlicher Ablehnung des Talmud entspringt wesentlich der Logik, dass der Gehorsam die Bereitschaft voraussetzt etwas zu tun, ohne zu wissen warum, etwa nach dem Prinzip Luthers im Jargon der Nazis: Befehl ist Befehl.
Rabbi Dubov erwähnt auch, dass der Mensch von seinem Schöpfer geschaffen wurde, einen freien Willen zu haben. Setzt das nicht voraus zu verstehen, warum, die Überzeugung?
Geht es in der Kirchengeschichte letzten Endes um etwas anderes als um die Macht? Was ist für die Macht der Finsternis gefährlicher als das Licht? Was ist für die Macht der Lüge gefährlicher als die Wahrheit?
In unserem Fall, lieber Herr Martienssen, geht es um die Frage, warum hat Gott …?
Das wiederholt sich allein in der Geschichte Israels so oft wie zum Beispiel: Warum gab Gott Israel den Schaul, Sohn des Kis, aus dem Stamm Benjamin zum König? Hat das seine Ursache in der letzten Geschichte im Buch der Richter? Das würde der Königin Esther widersprechen. Es war aber die Antwort auf ein Verlangen des Volkes wie vor Kadesch Barnea!
Die größten Schätze des Verständnisses der Heiligen Schrift waren von den Nazis so gründlich vernichtet worden, ohne dass christliche Theologie dagegen aufgestanden wäre, dass man sagen kann, das Licht war beseitigt, die Finsternis (des Christentums) hatte die Macht.
Nach den Jahrhunderten der Politik Roms, das Judentum und die Juden, also das Wort Gottes, zu beseitigen, gab es kaum einen jüdischen Gelehrten, dem die Juden und das Judentum so viel zu verdanken hatten wie dem Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808 – 1888). Dessen Schriften sind zum Verständnis der Heiligen Schrift geradezu unersetzlich, besonders in der Epoche nach Napoleon. Davon gab es zum Beispiel den Torakommentar mit Übersetzung im deutschen Original nach dem Holocaust zunächst nicht mehr. Ein Überlebender von der ebenfalls mit vernichteten Breuer´schen Lehranstalt in Frankfurt am Main, der das Werk des Rabbiner Hirsch noch vor dem Krieg zu seinem Lebensinhalt gemacht hatte, Ernst Rosenzweig sel., suchte im Nachkriegs-Europa danach vergeblich, fand aber die Originalausgabe hier in Israel wieder. Hier hatte der Schatz der Wahrheit überlebt. Das machte Ernst Rosenzweig zu seinem Lebenszweck. Er brachte im photomechanischen Verfahren neue Auflagen heraus an dem Ort, wo Rabbiner Hirsch gelebt hatte, dazu auch alle wieder gefundenen Werke Hirsch´s. Das hat auch mein ganzes Leben geprägt.
Mit 85 Jahren hat Ernst Rosenzweig dieses Lebenswerk abgeschlossen mit seinen letzten Kräften. Dann waren diese Werke im Buchhandel bald lange vergriffen. Heute ist vom Morascha-Verlag in Basel der Hirsch-Kommentar mit moderner Technik in eine Neu-Auflage gebracht worden. Ich kann das Ihnen und allen GSI-Lesern nur dringend ans Herz legen !
Lassen Sie mich nun bitte die Frage nach dem Warum in unserem Leben fortsetzen. Rabbiner Hirsch stellt diese Frage zu Schelach Lecha. Es erscheint wie ein Befehl Gottes. Warum hat der Ewige das Mosche aufgetragen? Was kann uns das Leben mehr erleichtern als die richtigen Antworten auf unsere vielen Warum, dem Grund der Dinge? So eine Antwort würde uns Rabbiner Hirsch nie schuldig bleiben. In diesem Fall klärt sich gleich nebenbei die Frage, warum Israel sagen konnte: „Alles, was Gott gesagt hat, wollen wir tun“?
Zitat aus dem Hirsch-Kommentar zu 4. Moses Kapitel 13 Verse 1 und 2:
„… Auch hier erscheint das Schelach Lecha im einfachen gebietenden Sinne. Daher ja auch im folgenden Verse die Entsendung (Anm: Vers 3) nach Gottes Gebot bezeichnet ist. Aus den rückblickenden Erinnerungen (5. Moses 1,19 ff) wissen wir, dass sie die Wüste Paran, die dort die große und schreckliche Wüste genannt wird, durchzogen hatten und in Kadesch Barnea an die Grenze des einzunehmenden Landes gekommen waren. Das emoritische Gebirge war vor ihnen und es war die Aufforderung an sie ergangen, mit dem Ersteigen des Gebirges die Besitznahme des Landes zu beginnen. Da erging des (ganzen) Volkes Antrag an Moses, zuvor einige von ihnen vorauszuschicken (Anm.: Vers 22), dass sie uns das Land erspähen, wie sie sich ausdrückten, das Land für sie zu erkundschaften, … In diesem Antrag ansich lag nichts Ungehöriges. Moses selbst sagt dort: Die Sache fand Billigung in meinen Augen. … Das Schelach Lecha unseres Verses modifiziert nach Siporno den vom Volke ergangenen Antrag nur insofern, dass dieser: „Wir möchten Männer vor uns hersenden“ lautete, somit sich die Erlaubnis zur Entsendung von Männern ihrer Wahl erbat, hierauf aber Gott den Auftrag erteilte, dass Moses, und zwar die Tüchstigsten zu dieser Sendung aus jedem Stamme erwählen und beauftragen sollte. Auch der Inhalt des zu erteilenden Auftrages dürfte eine Modifikation erhalten haben. …“
Das Verlangen des Volkes nach freien Wahlen (Demokratie) scheint hier auch schon mitgespielt zu haben. Gott hat die Wahl Moses allein übertragen. Nach dem Desaster, das danach besiegelte, warum das Volk nicht ins Land kommen durfte, wollte das Volk auch noch Moses und Aharon steinigen, sprich beseitigen, als die Herrlichkeit Gottes im Zelte der Zusammenkunfts-Bestimmung allen Söhnen Israels sichtbar wurde.
Die alle Fragen nach dem „Warum“ klärenden Worte spricht nun Gott selbst zu Mosche: „Wie lange soll dieses Volk mich höhnen! Und wie lange werden sie kein Vertrauen in mich setzen, bei all den Zeichen, die ich in ihrer Mitte vollbracht!“
In Parascha Jitro lasen wir (2. Moses 19,8): „Das ganze Volk antwortete einstimmig und sprach: „Alles, was Gott gesprochen, wollen wir tun.“ Die Antwort Israels betraf absolut nicht die Frage, was sie tun sollten, sondern nur, wem sie zu Willen sein wollten. Eine Problematik, das gesagte vorher zu verstehen, gab es nicht. Sie waren von ihren Sklavenhaltern befreit. Nie wieder wollten sie tun müssen, wozu diese sie gezwungen hatten. Jetzt sprachen sie zu ihrem Befreier: „Alles, was Gott …“ Sie hatten zu IHM das Vertrauen. Sie konnten aus freiem Willen den Willen dessen tun, der sie dazu erlöst hat. Im hebräischen Wort Vertrauen liegt im Wortstamm die Treue. Die Treue Gottes ist gegenüber der Treue der Menschen kaum vergleichbar, denn da haben wir es alle fehlen lassen. Israel hatte Gott die Treue gelobt.
Im Paradies hat jemand die Treue zu Gott untergraben. Die Schlange spielte die Rolle des Erlösers. So auch in Kadesch Barnea. Erst an den Furten des Jordan vor Jericho bekam Israel das Prädikat, nun Gottes Volk zu sein, 38 Jahre später. Wie weit ist es noch bis zur Erlösung der Welt, wenn Israel so oft gefallen ist? Die Welt muss lernen, die Finsternis zu durchschauen, die sich verlogen zum Licht verstellt!
Das hebräische Wort Treue oder Vertrauen, Emuna, wird in oft mit „Glauben“ übersetzt. Das erzeugt andere Logik, Theologik und Verständnis-Probleme und verhindert, das Richtige zu tun!
Mögen wir alle vom Beispiel unseres Schöpfers und Erlösers die vollkommene Treue lernen!
Ihr Jehonatan Kiebitz