1. Mose 23,1 bis 25,18; 1. Könige 1,1-31
Kommentar von
Michael Schneider, Jerusalem:
Mehr über die „Frau im Judentum“ klick >
Abraham führt mit Efron, dem Hetiter, um das Grundstück, auf dem er „seine Tote“ bestatten will, eine Verhandlung, die alle Züge echten orientalischen Feilschens trägt. Rhetorische Floskeln und Höflichkeitsformeln werden in großer Fülle ausgetauscht. Nicht jedes „Ja!“ und nicht jedes „Nein!“ sind ganz wörtlich gemeint, und geschmückt mit Lobsprüchen wie: „Abraham, du bist ein Fürst Gottes unter uns…“ kommt man endlich zum Geschäft. Als Efrons Augen das Geld sehen (Vers 13), schlägt er ihm den vollen Preis auf, 400 Silberschekel.
Heute, im Angesicht der politischen Lage, wissen wir Gott sei Dank, dass wir die Beurkundung dieses Immobiliengeschäfts schriftlich überliefert bekommen haben. Es ist juristisch unangreifbar, dass das Eigentum einwandfrei auf Abraham übergegangen ist. Neben dieser heiligen Stätte in Hebron trifft dies auch für den Tempelberg in Jerusalem zu (2. Samuel 24,24) und auch für die Grabstätte Josefs in Sichem, dem heutigen Nablus (Josua 24,32). Übrigens, es ist Sitte am Schabbat dieser Parascha die Machpela-Grabsstätte in Hebron zu besuchen.
Kapitel 24 berichtet von dem Auftrag, den der alte Abraham seinem treuen Diener Elieser, dem „Herrscher über sein Haus“, erteilt. Früher, in seiner scheinbar endgültigen Kinderlosigkeit, war er sogar einmal bereit, ihm alles zu vererben (siehe Kapitel 15,2). Jetzt soll er seinem geliebten Sohn Isaak (Jitzchak; 40 Jahre alt) eine Frau aus Abrahams Vaterhaus und Heimat nehmen.
Bevor Abraham, der Vielgeprüfte und an Erfahrung Reiche, stirbt, will er sicher sein, dass die Linie des verheißenen Segens weitergeführt wird. Da kam eine kanaanitische Frau nicht in Frage (vergleiche 1. Mose 9,25). Abraham weigerte jede Vermischung mit einem Fremdvolk bzw. dem Weltlichem, sondern war seiner Erwählung und dem Segen treu. Volle Unabhängigkeit und Absonderung, denn er sah die Gefahr von Assimilation!
Der Knecht, eigentlich der erste Ehestifter, erfleht ein klares Zeichen, und es trifft ein: Rebekka (Rivka), die Enkelin von Abrahams Bruder Nahor aus Aram (24,15), gibt nicht nur ihm selbst, sondern darüber hinaus auch allen seinen Kamelen Wasser. Elieser schaut zu und fragt sich prüfend, ob sie die von Gott Bestimmte sei oder nicht (24,21).
Wenn vor unseren Augen sich die Verheißung erfüllt, sollten wir über das skeptische Prüfen hinaus gelangen! Übrigens, auch Jakob und später Mose trafen ihre Frauen am Brunnen!
- Hier ein Sabbath Song für Mütter, und auch, die es noch werden wollen
Am Ende von Kapitel 24 lesen wir, wie Rebekka für Isaak zum Trost wurde, der seine Mutter Sarah sehr vermisste. „Dann führte Isaak sie in das Zelt seiner Mutter Sarah; und er nahm Rebekka, und sie wurde seine Frau, und er gewann sie lieb. Und Isaak tröstete sich nach [dem Tod] seiner Mutter“. So soll es auch in den heutigen Ehen sein.
Davor lesen wir im Vers 65 von der Sitte, die bis heute bei der jüdischen Trauung vollzogen wird: „… da nahm sie den Schleier und verhüllte sich.“
Dann begegnen wir zum ersten Mal Rebbekas Bruder Laban. Er sieht auf die vielen Geschenke. Streben nach Gewinn und Reichtum prägen seinen Charakter. Später wird Rebekkas Sohn Jakob über 20 Jahre für ihn arbeiten.
In Kapitel 25 lesen wir, dass Abraham in seinem Alter nochmals heiratet und sechs weitere Söhne von Ketura bekommt. Dann stirbt Abraham im „guten Alter“: 175 Jahre!
Seine Söhne Isaak und Ismael begraben den Vater in der Machpela in Hebron (25,9). So sind dort die drei Erzväter und ihre Frauen beigesetzt: Abraham und Sarah, Isaak und Rebekka, Jakob und Lea. Nur Rahel nicht, Jakobs geliebte Frau. Ihr Grab befindet sich am Wege gen Bethlehem.
Der Prophetenabschnitt, die Haftara, aus 1. Könige 1 spricht von den letzten Tagen König Davids und dessen Nachfolgeregelung- und -vorsorge, die leicht hätte scheitern können. Wie schon bei Abraham sorgte die Mutter dafür, dass der richtige Sohn seinen Platz einnahm, Salomon.
Bild: © stock.xchng (SXC)
Die Bindung Isaaks (Chaje Sarah Kommentar)
“Und Sarah war 127 Jahre alt als sie starb”; der Midrasch (Tanchumah : Wajera) erzählt, dass während Abraham mit Isaak auf dem Weg zum Berge Morijah war, der Satan zu Sarah kam, und erzählte, was ihr Mann mit ihrem geliebten, einzigen Sohn vor hat. Kaum hatte der Satan das verraten, da starb sie.
In Gen. 17, 17 sagt Abraham zu sich selber: “Einen Hundertjährigen sollte noch (ein Sohn) geboren werden? Und Sarah sollte mit neunzig Jahren noch gebären?”
D.h. die Legende, dass Isaak 37 Jahre alt war zur Zeit, als seine Mutter starb, zur Zeit seiner “Bindung”.
Das Christentum hat mit Wohlwollen dieses Motiv aufgenommen: Der Kirchenvater Hieronimus lehrte: Natürlich ist die Bindung Isaaks ein geschichtliches Ereignis, aber dennoch ist es nur eine Vorausdarstellung vom eigentlichen Opfer, n.l. wenn Gott Seinen eigenen Sohn opfert. Und schau: “Beide sind sie zwischen 30 und 40 Jahre alt; beide gehen sie bewusst den Weg zum Opfertod, und beide tragen sie das Holz”.
In der Grabeskirche in Jerusalem, auf Golgotha, ist Isaak dargestellt als ein Erwachsener, und ebenfalls auf der linken Seite vom Eingang der Verkündigungskirche in Nazareth liegt ein erwachsener Isaak auf dem Opferaltar.
Das Judentum der damaligen Zeit dürfte diese allegorische Darstellung von der Bindung Isaaks erschrocken haben; Isaak ist für den Juden das Musterbeispiel des gottesfürchtigen Juden: “Einst nun ging Isaak um die Abendzeit aufs Feld hinaus, um nachzusinnen….”(Gen. 24-63) (“lassu`ach” so wie Siecha = Gespräch); d.h.:”er betete”
“Und Isaak säte in dem Lande und er erntete in jenem Jahre hundertfältig; (“Me`ah She`arim” , denn der Herr segnete ihn. (Gen. 26-12) – so heisst auch, nicht zufällig das ultra-orthodoxe Viertel in Jerusalem – eben weil Isaak so gottesfürchtig war…!
In dem Mosaik von der Synagoge in Beth Alfa –sechstes Jahrhundert – dürfte bewusst Isaak dargestellt sein als ein unmündiges Baby (wie ein Hühnchen zusammengebunden) um dieser Hieronimus-Hypothese zu widersprechen.
Im selben Mosaik wird gezeigt, dass der Widder mit einem roten Strick an dem Strauch gekettet ist und sein Horn völlig entfernt ist vom Gestrüpp. Auch in dem sehr beschädigten Mosaik von der Synagoge in Sephoris ist das eindeutig. Dies beruft sich auf den Midrash, der besagt, dass Gott am sechsten Schöpfungstag, in der späten Nachmittagsstunde, noch zehn Dinge geschaffen hat, die mit der Heilsgeschichte von Israel zusammenhängen: “Und auch den Widder von Abraham….”
D.h. dieser Widder war schon seit der Schöpfungswoche vorbestimmt worden, das stellvertretende Opfer von Abraham zu werden.
Dieser Opferaltar wurde der Ort, wo die Stämme Israels später, Jahrhunderte lang ihre Opfer darbrachten, n.l. im Tempel auf den Berg Morijah in Jerusalem. Der erste Israelit hatte dort zum ersten Mal seinem Gott ein Vieh geopfert!
Israel Yaoz