Von Eric Martienssen
Hören wir einmal hinein in die leidenschaftlichste Beziehung überhaupt. Im biblischen Lied der Lieder, welches die Liebe G-ttes zu Seinem Volk im Bild der Liebe zwischen Eheleuten so wunderbar schön beschreibt, fragt die Braut-Israel (Sulamith): „Erzähle mir, du, den meine Seele liebt, wo weidest du? Wo lässt du lagern am Mittag?“… Antwort des Bräutigams (G-tt): „Wenn du es nicht weißt, du Schönste unter den Frauen, so geh hinaus den Spuren der Herden nach und weide deine Zicklein bei den Wohnstätten der Hirten!“
Wir lernen in dieser Allegorie: Eine verbindliche Beziehung, also das Leben selbst zu finden, setzt erstens die Sehnsucht nach G-tt voraus, zweitens den Willen, den Spuren Seines Volkes nachzufolgen, und drittens, wahre geistliche Hirten. Über falsche, die Zicklein irreführende, sich heilig nennende und sich heilig nennen lassende Hirten haben wir in den vergangenen drei Wochen an dieser Stelle genug „Aktuelles“ geschrieben. So nimmt sich auch der dieswöchige Vergleichszynismus des Bischof Mixa nur als erneutes schändliches Manöver aus, wie vor zwei Jahren schon – GSI berichtete – von eben jener „wahren Geisteshaltung“ des Vatikans ablenken zu wollen, mit der sich der Papst letztes Jahr schon in dem Karfreitagsgebet arrogant und selbstherrlich über das Volk G-ttes erhob. Um es einmal ganz deutlich zu sagen: Wer, wie der Papst und Bischof Mixa, glaubt, das Volk G-ttes missionieren zu müssen, hat im Klartext doch nichts anderes zum Ziel, als das Judentum durch Mission auszulöschen. Ganz abgesehen davon, dass er damit eben die Religion zu dezimieren versucht, der Jesus angehörte (welcher sich im Übrigen auch nicht zum Christentum bekehrt hat).
Kommt in dieser, den wahren Glauben zu vertreten sich anmaßenden Geisteshaltung aber nicht vielmehr ein tiefes Minderwertigkeitsgefühl zum Ausdruck – das tiefste aller Menschen überhaupt, weil es im Prinzip, als „heilig“ maskiert, eine Klage gegen G-tt führt, ein seelisches Schreien, warum hast Du mich nicht erwählt, sondern dieses Volk, warum liebst Du mich nicht so verlässlich, so unumstößlich, so herzlich und leidenschaftlich wie Deine Braut Israel, wie Sulamith:
„Wie eine Rose in Scharon und eine Lilie im Tal unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Mädchen … Siehe meine Freundin, du bist schön; siehe schön bist du. Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, liebe Braut, deine Liebe ist lieblicher als Wein … Lege MICH wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm! Denn Liebe ist stark wie der Tod, hart wie der Scheol die Leidenschaft. Ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahs. Mächtige Wasser sind nicht in der Lage, diese Liebe auszulöschen, und Ströme schwemmen sie nicht fort.“
Warum weder Feuer verglühen noch Ströme diese Verbindliche Beziehung, diese schönste Liebe unter allen Mädchen nicht hinwegschwemmen können, das will uns die Parascha der übernächsten Woche, des Sabbat „Ki Tissa“, ganz tief in unsere Herzen und Seelen legen, und zwar durch das ewige Zeichen dieser ewigen und verbindlichen Beziehung, als Zeichen des ewigen Bundes (Ex 31,12-17) zwischen G-tt und Seinem Volk – dem Schabbat !
Willst auch du von IHM so geliebt werden wie Sulamith, so leidenschaftlich, so heiß, so ewig und so glitschig tief und auf ewigen Höhen? Dann befreie dich von den Ketten und bereits aufgestellten Galgen (wie Esther nächste Woche an Purim) der Fürsten/Päpste der Welt und gib G-tt ein Zeichen, DAS ZEICHEN Seiner ewigen Liebe. Um dein Herz jetzt schon darauf vorzubereiten, darum sprechen wir heute schon die Lesung von in zehn Tagen an.
Dazwischen folgt die Befreiung von den bereits aufgestellten Galgen. Danach gibt es Liebe pur, als verbindliche Beziehung auf Ewigkeit. Du bist wunderschön, das will G-tt dir sagen, komm zu MIR zurück, siehe, schön bist du. Als nächstes Fest feiern wir dann vielleicht (Seder ist 2009 am 8. April) Pessach schon vereint zu dritt, G-tt, Juden und ehemalige Christen? (< Frag' den Rabbi: Ein Christ will zum Judentum übertreten) Ein Baum des Lebens (Spr 13,12).