Der Umkehr Schabbat mit nachfolgendem Sühnetag sollte allen Menschen der in dieser Woche zum 75. Geburtstag gefeierten Vereinten Nationen in besonderem Maße Anlass geben, mit ihrer Vergangenheit aufzuräumen. Die UNO wurde einst angesichts des maßgeblich von Russen und Amerikanern beendeten Holocausts der Deutschen 1945 gegründet. Ihr Generalsekretär, António Guterres, ist nach der Pensionierung des von Ursula von der Leyen beerbten EU-Kommissionspräsidenten Juncker der einzige heute noch amtierende Politiker der Welt, der das Russland faktisch gegebene Versprechen, bei Zustimmung zur deutschen Wiedervereinigung künftig keine NATO-Osterweiterung zu betreiben, vorsätzlich auf dem NATO-Gipfel in Madrid 1997 brach, und somit hauptverantwortlich ist für die Kriege zwischen Ost und West, ob in Syrien oder der Ukraine, Flüchtlingsströme und Siedlungsdramen heute. Statt Umkehr von Verbrechen diese also feiern, indem man die düstere Vergangenheit einfach von jedwedem Zusammenhang mit der gegenwärtigen Situation bereinigt? Von dem amerikanischen Philosophen und Dichter spanischer Herkunft, George Santayana, stammt der Ausspruch, dass diejenigen, die sich nicht an die Vergangenheit erinnern, verurteilt sind, sie erneut zu durchleben. – Es scheint, als sei dies exakt das, was gerade geschieht. Also alles andere als „schicksalhaft“, wie uns Frau Dr. Becker-Jákli vom NS-Dokumentationszentrum Köln vor Jahren einmal in einem Interview mit ihr den Unterschied zwischen „schicksalhaft“ im Sinne „von Ereignissen, die ohne eigentliche Gestaltungskraft der Menschen geschehen“ und „bewusst organisierten“ Taten vergegenwärtigte | klick → Interview.

Schabbat Ha’asinu (Schuwa): 5. Moses 32 | | Hosea 14,2-10; Micha 7,18-20; Joel 2,15-27
Erev (Abend) Jom Kippur: Kol Nidre | s. Filmschnitt ► Neil Diamond – The Jazz Singer
Jom Kippur: 3. Moses 16; 4.M. 29,7-11 || Jesaja 57,14 – 58,14 | Mincha: 3. Moses 18,1-30 || Buch Jona; Micha 7,18-20

„Gedenke der Tage der Vorzeit, begreift die Jahre vergangener Generationen, frage deinen Vater, dass er dir erzähle, deine Alten, dass sie es dir deuten!“ (5.M. 32,7)

Wenn ein einzelner Mensch oder ein ganzes Volk versuchen, die dunklen Seiten der Vergangenheit zu verdrängen, sich der Auseinandersetzung mit ihr nicht stellen wollen, so werden sie stets aufs Neue mit ihrer Geschichte konfrontiert, der sie nicht ausweichen können. Ein nach wie vor aktuelles Beispiel ist die nie wirklich statt gefundene „Vergangenheitsbewältigung“ des deutschen Volkes mit seinen Verbrechen in der Nazi-Zeit.

Wie gerne möchte es vergessen, doch was nie verarbeitet wurde, bleibt als ungesühnte Last bestehen, lässt sich nicht unterdrücken und erhebt als die (gern auf die AfD als Sündenbock abgewälzte, wahre) rechtsradikale Gefahr erneut sein Haupt bis hoch ins Kanzler- und Bundespräsidentenamt – siehe Empfang der Israel auszulöschen versprechenden Feinde Israels wie Palästinenser-Präsident Abbas als Freund Deutschlands bzw. Schwarz-Rot-Goldene Kranzniederlegung am Grab von Arafat.

Woher kann eine solch präsidiale Volksverhetzung kommen? Sie kann, zutiefst seelisch verankert, altdeutschen Interpretationen des als wahr „geglaubten“ Neuen Testaments entspringen, wie „ihr aber (nicht die Juden!) seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1.Petr.2,9) – also die völlige Kontradiktion auf Jom Kippur sowie das Land und Volk des Gottes Israels in der Hebräischen Bibel.

Aber auch an der vermeintlich nur Israel gesungenen Zukunftsmusik der Hebräischen Bibel (dem intellektuell begabten Leser fällt aber auf, dass Israel nur als Gottes Demonstrationsvolk für alle Welt zu sehen ist) scheiden sich die Geister der (Vereinten) Nationen. Viele Kommentare sehen im Lied Moses unseres aktuellen Tora-Wochenabschnitts für den Schabbat HaAsinu (Neiget euer Ohr) die Grundzüge jüdischer Geschichte dargestellt, vom Beginn der Volkswerdung, über Landnahme, Abfall von Gott, Exil bis hin zur messianischen Endzeit (Rambam, Sforno). Wenden wir uns dem letzen Satz des Liedes Moses im Kapitel 32 zu:

„Preiset im Jubel (Harminu), Erdstämme, sein Volk, denn er ahndet das Blut seiner Knechte, kehrt auf seine Dränger Ahndung, er deckt seinen Boden, sein Volk.“ (32,43)

Raschi versteht das Lob der nichtjüdischen Völker als Anerkennung für das unbeirrbare Festhalten des Volkes Israel an Gott und dessen Lehre (Tora). Trotz aller Schmähungen und Verfolgungen ist es dem Glauben der Väter auch im Exil treu geblieben und kehrt als Lohn dafür in seine Heimat (das Ewige Land) zurück.

Und, hey, ist das nicht exakt auch der innigste Wunsch eines jeden Mannes, einer jeden Frau aus den nichtjüdischen (Vereinten) Nationen, nach einem Leben hier unten in der Fremde dereinst zurück zu kehren zum Ewigen – endlich Ruhe? Wenn dem so, also einfach nur unbeirrbares Festhalten an Gott und dessen Tora (einschließlich Sühnetag s. 3. Moses 16) so wird alles gut? Im Prinzip sagt dies auch der letzte Satz der gesamten Hebräischen Bibel jedem Menschen der gesamten Welt (einschließlich Juden), vom Geist und Seele her (um Gottes willen nicht durch Konversion) jüdisch zu werden:

„So hat Cyrus, der König von Persien, gesprochen: Alle Königtümer der Erde hat mir er, der Gott des Himmels, gegeben, und er ist es, der mir zuordnete, ihm ein Haus in Jerusalem, in Jehuda [auf dem Berg Moria] zu bauen. – wer unter euch von all seinem Volk ist: ER sein Gott [der einzig Eine, absolutes Gegenteil vom Jesus Roms] ist bei ihm, er ziehe hinauf“ [ins ewige Land].“ (2. Chronik 36,23)

Gmar chatima towa (möge deine Einschreibung [ins Buch des Lebens] abgeschlossen werden),
zom kal (angenehmes, leichtes Fasten)!
Herzlich, Ihr Eric Martienssen

    * * * * * * * * * * * * * * * * * * * Gebet * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
    Avinu Malkeinu – Our Father Our King
    (gesungen von Barbra Streisand)
    Unser Vater, unser König, höre unser Gebet: Wir haben vor Dir gesündigt – Sei barmherzig uns und unsren Kindern – Hilf uns, ein Ende zu setzen aller Pestilenz, Krieg und Hungersnot – Bewirke doch, dass aller Hass und alle Unterdrückung von dieser Erde verschwinden – Trage uns aus Gnade ein in das Buch des Lebens – Lass das Neue Jahr ein gutes Jahr für uns sein.

Eric Martienssen

Seit meinem Kirchenaustritt 2009 spüren meine jüdisch-orthodoxen Freunde in Israel und ich in Artikeln und höchst politischen Schabbat-Kommentaren auf GSI (God's Sabbath Int.) den Fake News Roms nach.

Der damalige Pontifex zerstörte die Wohnung Gottes, den Tempel in Jerusalem - Fakt! War das Neue Testament und die Kirche nur eine Weltmacht strategische Geschäftsidee Roms? Was ist Politik heute? Viel Freude bei Ihrer Reise auf GSI.