Paraschat „Wajigasch – Da trat vor“ Toralesung: 1. Moses 44,18 – 47,27
Haftara – Prophetenlesung: Hesekiel 37,15-28

Kommentar von Eric Martienssen:
Unser Wochenabschnitt beginnt mit den Worten „Da trat Juda vor“, beziehungsweise „heran“. Doch gleich wie wir diese Stelle übersetzen – ob mit „Vortreten“, so dass »Juda« dem vermeintlichen Nichthebräer (Josef) direkt in die Augen blicken kann, oder „Herantreten“, so dass er ihm ganz nahe ist – er wendet sich ihm zu, das ist das Entscheidende! Es geht um die Zuwendung »Judas« dem »Nichtjuden« gegenüber. Nicht, um diesen zu missionieren, sondern schlicht, um ihm die Frage zu beantworten, die dieser stellte, nämlich die Frage nach »dem Vater«!

Die im Tanach verzeichneten Konversionen (Übertritt zum Judentum), wurden ausschließlich von willigen Gerim begangen, also auf sehnlichen Wunsch des Übertretenden hin (klick: Kommentar). Der auf mutwilliger Fremdeinwirkung durch Menschen beruhende Begriff Mission ist in den Heiligen Schriften des Judentums völlig fehlangezeigt, da der Antrieb vom Gott Israels kommt, oder gar nicht, weshalb wir in diesem Zusammenhang vielleicht tatsächlich lieber vom „Herantreten des Vaters“ sprechen sollten.

Bis zum heutigen Tag kann die Frage nach »dem Vater« nur ein Jude aus erster Hand beantworten. Aus dem gleichen Grund übrigens, wie in unserer Parascha. Denn in den vergangenen 20 Jahren (im übertragenen Sinn 2000 Jahren bei einer anderen Religion) hatte der Ägypter »den Vater« nicht mehr gesehen, während »Juda« tagtäglichen Kontakt mit dem Vater hatte. Das heißt, dass alleine nur Juda Auskunft geben konnte (und bis zum heutigen Tag kann), wie und ob überhaupt er noch lebte, wie es ihm ging und wie er sich unter dem Kindesentzug fühlte – Schmerzen, die kein irdischer Vater normalerweise überhaupt nur hätte aushalten können . . . wenn, ja, wenn dieser Vater nicht ausgerechnet Israel selbst gewesen wäre. Und der verkaufte Sohn nicht minder: Weil er, Josef, geträumt hatte, damals vor zwanzig Jahren, dass sich alle Ährengarben – sprich die Brüder – einst vor ihm verneigen würden, deshalb war er schließlich von diesen verkauft worden.

Wir befinden uns mit der Parascha Wajigasch (Er trat vor/heran) also mitten in der ältesten Beziehungskiste der Welt, unendlicher Neid, Neid der Liebe des Vaters wegen! Der gleiche Grund gar, warum oben in Klammern stehende nichtjüdische Religion später zwanghaft selber Gottes Volk werden und deshalb das väterliche Gottesvolk verbrennen und schließlich vergasen musste? Aus Neid also deren verzweifelter Versuch, ein subjektives Gefühl über eine objektive Tatsache zu erheben? Denn objektiv hatte der Ewige in Seinem Wort (→Gottes Wort) nur Israel als seinen Sohn anerkannt: „So spricht der Ewige: MEIN erstgeborener Sohn ist Israel“ (2. Moses 4,22).

Zunächst jedoch zurück zum Anfang unserer Parascha. Da tritt Juda also vor und druckst verlegen herum, er rekapituliert die schon lange zuvor, beim ersten Einkauf in Ägypten bereits, dem vor ihm stehenden Obersten der Ägypter mit Kniefall gegebene Antwort. Dazwischen, zwischen dem ersten und diesem zweiten Besuch in Ägypten, war eine lange (besonders geistige) Hungersnot in Israel durchlitten worden und erst als es gar nicht mehr anders ging, schwatzte man dem Vater den jüngsten Bruder Benjamin ab, um den Obersten der Ägypter, Josef, mit diesem zu befrieden und zum weiteren Lebensmittelverkauf zu bewegen. Immer noch hatten sie keine Ahnung, dass Benjamin der einzige Bruder von der Mutter Josefs, der vom Vater Israel geliebten Rachel, eben dieses ägyptischen Oberhauptes Bruder war. Und Juda zitiert, um in seiner Verlegenheit Zeit zu gewinnen, das, was er damals auf Josefs Frage nach »dem Vater« gesagt hatte: „Ja, wir haben noch einen Vater, er ist alt, und auch ein kleiner, spätgeborener Sohn ist da; dessen Bruder ist tot, er allein ist von seiner Mutter übrig, und sein Vater hat ihn lieb!“

Es folgt die Beschreibung einer einzig(echad)artigen Beziehung des Vaters zu DIESEM (wie keinem anderen) KIND ↔ und umgekehrt: „das Kind kann seinen Vater nicht verlassen; würde es seinen Vater verlassen, dann würde er sterben“. Denn, so begründeten sie diese einmalig enge Vater↔Kind-Beziehung, dass der ältere Bruder dieses jüngsten Sohnes (Benjamin) nach Glauben des Vaters „zerrissen“ worden sei, zumindest habe er ihn „bis heute“, also zwanzig Jahre lang, „nicht mehr wieder gesehen“, so also sei „seine »Seele« geknüpft an die des Vaters, und wenn er sieht, der Knabe ist nicht da, so wird er sterben . . . wie soll ich vor meinen Vater treten und der Knabe ist nicht bei mir“, fragt Juda den Höchsten Beamten Pharaos, noch immer nicht wissend, dass dieser der „zerrissene“ Sohn Josef höchst selbst es ist, zu dem er gerade spricht, „wie könnte ich das Leid mit ansehen, das meinen Vater trifft?“ (45,1-3) „Da konnte Josef nicht länger an sich halten . . . und er brach in lautes Weinen aus, so dass es die Ägypter und der Hof Pharaos hörten, und Josef sprach zu SEINEN Brüdern: Ich bin Josef! Lebt MEIN Vater noch?“

. . . . . . . . Ergänzung der GSI-Redaktion – unser “Graues Kasterl” . . . . . . . . .

„Lebt mein Vater noch = Od Avi Chai?“

Stichpunkte der Parascha Wajigasch
nach dem jüdischen
Hawdala-Kalender

< Familie Israel von Gott mit Joseph vereint / Volk Israel ins Land gesammelt. David – Friedensbund. Heiligtum – Völker erkennen > Psalm 48

Dieses Possessivpronomen, das besitzanzeigende Fürwort: „MEIN“, nimmt durch Josef an dieser Torastelle bereits zum Einen (Eins-Sein = 1) den Alleinauftrag Gottes an Seinen »Erstgeborenen Sohn« gegenüber der ganzen nichtjüdischen Welt vorweg, den Gott erst später beim Auszug aus dem Land Mizrajim (Ägypten) als für alle Zeiten exklusives Sohn↔Vater-Verhältnis auch Seinerseits bestätigen wird, nämlich in 2. Moses 4,22: „Israel ist MEIN erstgeborener Sohn“. Zum Zweiten gereicht die Mantelgeschichte „Ägypten“ an sich schon, was den gemeinsamen Ein- und Auszug anbelangt, zu ewigem gegenseitigen Vertrauen, → da du [Israel] MIR nachzogst, in unbesätes Land!

Zu diesem Possesivpronomen „MEIN Vater“ – Lebt MEIN Vater noch? – sollte sich der geneigte Leser vor Augen führen, dass SEINE eigene Prophetie, die Josefs, es war, die ihn nach Ägypten brachte. Aber letztlich auch das ganze Volk Israel! Ohne Einzug kein Auszug, ohne Zerreißen, kein Zusammen-Einen und keine Prophetie. Hier zeigt sich – in Josef – Gottes Muster des EINS-Seins Seines Volkes (→das Seine Gesetze halten wird) im Singular wie im Plural, damit es Ihm, dem Ewigen, gelobt sei Er, zum Ebenbilde, zum ewigen Partner würde (s. Schöpfungsgeschichte: “lasst uns machen EINEN Menschen in unserem Bilde nach unserer Ähnlichkeit” . . . “Und Gott schuf den Menschen in Seinem Ebenbilde, im Ebenbilde Gottes schuf er ihn: männlich und weiblich schuf Er sie!” – 1. Moses 1, Verse 26-27). MEIN Vater, der Vater Josefs, will uns vielleicht aber auch mit-TEILEN: Wir müssen Gott ganz persönlich nehmen, als gesamtes Volk Gottes, aber auch, wie Josef, als Einzelner in →Gottes Volk.

Als Gegenüber haben wir, ebenfalls ganz persönlich, einen Einzigen Gott, der Singular und Plural ist. Und die Rechnung geht in Seiner Prophetie für Sein Volk auch wunderbar auf, denn die Zerrissenheit haben wir ganz früh in der Zerrissenheit von Vater und Sohn, zuvor auch in der Zerrissenheit Josefs, die die Brüder dem Vater vorgaukelten, selber (mit)erlebt. Und wozu? Damit wir beizeiten – und die Zeit scheint jetzt angebrochen – die Völker mit dem Einen Vater vereint aus ihrer kirchlich verordneten Zerrissenheit „heraufführen“ können in eben jene Prophetie, die Josef bewog, seine Brüder schwören zu lassen, seine Gebeine mit „heraufzuführen“ in die heilige Stadt, wenn wir ausziehen würden aus dem Lande, in welches Josef uns höchst selbst gesammelt hatte . . . die Prophetie des „Hinaufziehens“ am jüngsten Tag. Denn der Auszug in die Gemeinschaft mit dem Ewigen in der Ewigen Stadt, Jerusalem, geht nur über den höchst unbequemen Auszug aus dem Lande Mizrajim, Ägypten! Deshalb das Erste Gebot („ICH bin der Ewige, dein Gott, der ich dich führte aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus“ →Zehn Gebote).

Manche Völker meinen, die Ersten vier Gebote weglassen zu können, gerade die, welche die Einzige Bindung mit dem Himmlischen Vater – vom Ersten Gebot bis zum Schabbatgebot – herzustellen in der Lage sind. Die Juden sind nicht Besitzer Gottes Wortes, sondern auserwählt, den Völkern »den Vater« vorzulesen, Ihn mit zu TEILEN, wieder ins Herz zu legen, das ist eine Mizwa und ewige Verpflichtung, keine Mission, sondern gerade in der nun überall in der Welt spürbar gewordenen „vaterlosen Zeit“, von unserem Vater zu erzählen, zur Ertüchtigung denen, die wieder einen Vater wollen, herantreten an die Völker zur Rückerstattung unser allen Vaters. „Und die Nationen werden erkennen, dass ICH der Ewige bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum für ewig in ihrer Mitte ist“, wie es im letzten Satz unserer Haftara heißt. Mag sein, das ist, was heißt: auserwählt zu sein – Wir?

Schabbat Schalom

Eric Martienssen

Seit meinem Kirchenaustritt 2009 spüren meine jüdisch-orthodoxen Freunde in Israel und ich in Artikeln und höchst politischen Schabbat-Kommentaren auf GSI (God's Sabbath Int.) den Fake News Roms nach.

Der damalige Pontifex zerstörte die Wohnung Gottes, den Tempel in Jerusalem - Fakt! War das Neue Testament und die Kirche nur eine Weltmacht strategische Geschäftsidee Roms? Was ist Politik heute? Viel Freude bei Ihrer Reise auf GSI.