Rede Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, 10.11.2010
am Synagogen-Denkmal in Bonn (Erzberger Ufer Bonn)

 

Bonn OB NimptschSehr geehrte Frau Dr. Traub,
sehr geehrte Frau Mehmel,
Damen und Herren,

wir erinnern heute an die gewaltsamen Ausschreitungen vom 9. und 10. November 1938, als in Deutschland fast alle Synagogen in Brand gesetzt und zerstört wurden. Auch hier an diesem Ort – in der ehemaligen Tempelstraße – und in Bad Godesberg, Beuel, Poppelsdorf und Mehlem brannten am 10. November 1938 die jüdischen Gotteshäuser. Geschäfte wurden verwüstet und Menschen terrorisiert. In den folgenden Tagen wurden jüdische Männer inhaftiert und in Konzentrationslager verschleppt. Dieser Pogrom war ein Wendepunkt: Die 1933 begonnene systematische Ausgrenzung, Hetze und Verfolgung der deutschen Juden wurde bis zur absoluten Entrechtung verschärft und endete in der Ermordung von 6 Millionen Jüdinnen und Juden in Europa. Für viele, insbesondere junge Menschen, ist es heute schwer zu begreifen, was damals passierte und wie der Holocaust geschehen konnte. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ geht in ihrer jüngsten Ausgabe der Frage nach, wie Jugendliche heute mit dem Thema Nationalsozialismus umgehen. Dabei kommt sie zu dem Ergebnis, dass junge Menschen immer noch neugierig sind und sich mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigen wollen. Aber sie gehen anders als die Eltern- oder Großeltern-Generation mit dem Thema um. Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Professor Volkhard Knigge, formuliert das so:

    „Über Betroffenheit erreicht man niemanden“.

Stattdessen muss man jungen Menschen die Möglichkeit eröffnen, sich aktiv mit der Vergangenheit auseinander zu setzen. Das geschieht auch in Bonn. Hier nimmt die Gedenkstätte durch ihre historisch-politische Bildungsarbeit mit jungen Menschen eine wichtige Aufgabe war. Schülerinnen und Schüler forschen mit historischen Dokumenten und Exponaten, um nachzuvollziehen, was es für einen Menschen bedeutet, wenn er selbst, seine Familie, seine Freunde verfolgt, gefoltert und ermordet werden. Zunehmend sehen sich Pädagogen dabei mit der Frage von Jugendlichen mit unterschiedlichen kulturellen oder religiösen Hintergründen konfrontiert, was sie eigentlich mit dieser Geschichte zu tun haben. Diese Frage birgt die Chance, sich im Kontext der NS-Geschichte mit Zivilcourage, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Antisemitismus auseinander zu setzen. So entwickelt die Bonner Gedenkstätte mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung gerade ein Konzept, um Jugendlichen mit Migrationshintergrund die NS-Zeit in Bonn zu vermitteln und dabei deren eigene kulturelle Erfahrungen mit Demokratie, Menschenrechten, aber auch staatlichem Terror oder Antisemitismus zu berücksichtigen. So können – über kulturelle Grenzen hinweg – Menschen, die Zivilcourage und Mut bewiesen haben (z. B. in Diktaturen), für uns alle Vorbilder sein. Daher freue ich mich besonders, dass sich die 4. Gesamtschule Bonn – die frühere „Nordschule“ – den Namen „Marie Kahle-Gesamtschule“ gegeben hat. Damit leistet die Schule einen wichtigen Beitrag, um die Erinnerung an Marie Kahle in der Bonner Gesellschaft fest zu verankern und ihr mutiges Handeln und ihre Überzeugungen an künftige Generationen weiterzugeben.

Die Marie-Kahle-Schule ist ein gelungenes Beispiel für den Appell von Elie Wiesel:
Erinnere Dich und halte das Gedenken lebendig“, der auch in diesem Jahr wieder Leitspruch der Gedenkveranstaltungen in Bonn, Bad Godesberg und Beuel ist. Ich bin davon überzeugt, dass eine solidarische, offene und integrative Gesellschaft – eine Gesellschaft, die alle zum Mitmachen einlädt – die beste Voraussetzung dafür bietet, dass Menschen nicht aufgrund ihrer Religion, ihrer Herkunft oder ihrer Hautfarbe diskriminiert und verfolgt werden. Jeder Einzelne kann hierzu einen Beitrag leisten. Ich danke Ihnen allen, dass Sie sich für dieses Miteinander stark machen. Mein ganz besonderer Dank gilt der „Initiative zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“ (namentlich: Frau Astrid Mehmel) für die Organisation und Durchführung der Gedenkveranstaltung sowie dem Theater und der Oper der Stadt Bonn (namentlich: Generalintendant Klaus Weise), die nun schon seit einigen Jahren diese Gedenkveranstaltung mit Aufführungen, Lesungen und musikalischen Beiträgen begleiten. Ein besonderes Dankeschön gilt auch Frau Dr. Traub (Vorsitzende der Synagogengemeinde) sowie dem Kantor, Herrn Hoenig aus Köln, der das Jiskor (Totengebet) singen wird.

Eric Martienssen

Seit meinem Kirchenaustritt 2009 spüren meine jüdisch-orthodoxen Freunde in Israel und ich in Artikeln und höchst politischen Schabbat-Kommentaren auf GSI (God's Sabbath Int.) den Fake News Roms nach.

Der damalige Pontifex zerstörte die Wohnung Gottes, den Tempel in Jerusalem - Fakt! War das Neue Testament und die Kirche nur eine Weltmacht strategische Geschäftsidee Roms? Was ist Politik heute? Viel Freude bei Ihrer Reise auf GSI.