Erew Jom Kippur: Kol Nidre
Jom Kippur: 3.Mose 16,1-34; 4.Mose 29,7-11; Jesaja 57,14–58,14; 3.Mose 18,1-30; Micha 7,18-20; Buch Jona
Avinu Malkeinu: Unser Vater, Unser König

Gleich zwei Anlässe sind es, die mich für Jom Kippur in besonderem Maße wachrütteln. Zum Einen, dass die jüdische Theologin Prof. Dr. h.c. Ruth Lapide neulich während eines Fernseh-Interviews dem Chef eines vermeintlich bibeltreuen Christensenders die Bedeutung des Begriffes „Teschuwa“ – Schuwa (Umkehr), Tefillah (Gebet), Zedaka (Mitmenschlichkeit) – überhaupt erst erklären musste, weil die Christenheit, mutmaßlich durch Verleugnung des von Gott in der Bibel gebotenen Jom Kippur-Festes, keinerlei persönliche Beziehung mehr zu Gottes Wort zu haben scheint. Umgekehrt erfuhr ich aber auch durch einen Freund, als er von einer großen jüdischen Gemeinde ohne Angabe von Gründen ausgeschlossen wurde, dass die Missachtung von Umkehr, Gebet und Mitmenschlichkeit jüdischerseits verheerende Folgen haben kann. Da bis zum Erew Jom Kippur aber noch lange Zeit ist, knapp 24 Stunden, glaube ich fest daran, dass der ein oder andere Christ bis zu diesem Zeitpunkt noch zum Gott der Bibel umkehrt und sich der Vorstand jener jüdischen Gemeinschaft doch noch bei meinem Freund meldet, ihn um Vergebung bittet, und dann daraufhin, so es von Herzen kommt, ins Buch des Lebens eingetragen wird.

Beide Hoffnungen werden von der offiziellen Lesung zu Jom Kippur genährt, nämlich dem →Buch Jona. Denn bereits in Vers 2 wird der Prophet Jona vom Ewigen angewiesen in die Stadt Ninive zu gehen und wider sie zu predigen, da ihre Bosheit vor den Ewigen gekommen war. Zum einen ist damit die Bosheit des jüdischen Vorstandes gemeint, meinen Freund „grundlos“ verbannt zu haben, zum anderen die Bosheit der Christen, auf dem Schiff (das sie im NT missbräuchlich Gemeinde nennen) jeder zu seinem Gott zu schreien – s. Jona 1, Vers 5: „Und die Schiffsleute fürchteten sich und schrien, ein jeder zu seinem Gott“). Demnach sieht die Situation unter der Mannschaft auf dem Schiff nach Tarsis nicht wesentlich anders aus, als die unter der Bevölkerung der Stadt Ninive, denn jeder hat seinen eigenen Gott, den er in der Not anbetet (Jesus in Mt 4,10: „Es steht geschrieben in den Heiligen Schriften: Du sollst den Ewigen, deinen Gott anbeten und NUR IHM ALLEINE dienen“). In jedem Fall, dem des nicht bußwilligen jüdischen Vorstandes und dem der mehrere Götter anbetenden Christenheit, ist es ratsam, sich von den tatsächlich vor Gott Verantwortlichen zu trennen, „damit ihr [alle, die ganze Gemeinschaft] am Versöhnungstag entsühnt werdet VOR DEM EWIGEN, eurem Gott“ (3. Moses 23,28), und nicht wegen des ungehorsamen Vorstandes / Papstes / Bischofs / Ratsvorsitzenden oder in diesem Falle Jonas mit untergeht VOR DEM EWIGEN. Denn die Umkehr / Buße ist in beide Richtungen relevant: vor Gott und vor den Mitmenschen. Nur diese Einheit der Buße „vor Gott und den Mitmenschen“ eröffnet den Weg zum Leben. Und zu den Mitmenschen des Judentums gehört entsprechend Gottes Wort (2. Moses 12,38 + 48/49) auch jedermann aus den Völkern, der den Ewigen alleine anbetet und an Pessach mit den Juden aus Ägypten so auswandert, als sei er selbst mit dabei gewesen, also den Gott Israels er-lebt.

Die Buße (Schuwa, einer der meist gebrauchten Konjunktive Jesus von Nazareth) ist Voraussetzung für den nächsten Schritt zum Eintrag ins Buch des Lebens, nämlich das reine, einsichtige Gebet (Teffilah) und den daraus resultierenden Dank:

(Jona 2,2-11, vgl. →Sehnsucht auf Dritten Tempel)
Und Jona betete zum Ewigen, seinem Gott, aus dem Bauch des Fisches und sprach: Ich rief aus meiner Bedrängnis zum Ewigen, und er antwortete mir. Aus dem Schoß des Scheol schrie ich um Hilfe — du hörtest meine Stimme. Und du hattest mich in die Tiefe geworfen, in das Herz der Meere, und Strömung umgab mich. Alle deine Wogen und deine Wellen gingen über mich dahin. Da sprach ich: Verstoßen bin ich von deinen Augen hinweg, dennoch werde ich wieder hinblicken zu deinem heiligen Tempel. Wasser umfing mich bis an die Seele, die Tiefe umschloss mich, Seetang schlang sich um mein Haupt. Zu den Gründen der Berge sank ich hinab. Der Erde Riegel waren hinter mir auf ewig geschlossen. Da führtest du mein Leben aus der Grube herauf, Ewiger, mein Gott. Als meine Seele in mir verschmachtete, dachte ich an den Ewigen. Und mein Gebet kam zu dir, in deinen heiligen Tempel. Die, die nichtige Götzen verehren, verlassen ihre Gnade. Ich aber will dir Opfer bringen mit der Stimme des Dankes; was ich gelobt habe, werde ich erfüllen. Bei dem Ewigen ist Rettung. Und der Ewige befahl dem Fisch, und er spie Jona auf das trockene Land aus.
(▲Reihenfolge beachten: erst Dank, dann wird er an Land und ins Leben ausgespien▲)
Da geschah das Wort des Ewigen zum zweiten Mal zu Jona: 2 Mache dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und ruf ihr die Botschaft zu, die ich dir sagen werde.

War es eingangs der Geschichte ein Jonas, der aus Angst, den Völkern oder ungehorsamen Juden in Form der Gemeinde Ninive das Wort Gottes verkünden zu müssen nach Tarsis fliehen wollte, haben wir jetzt einen geläuterten Jonas zu bewundern, der in der Gnade des Ewigen ehrfürchtig überzeugt:

Da glaubten die Leute von Ninive an Gott; und sie riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch von ihrem Größten bis zu ihrem Kleinsten. Und das Wort erreichte den König von Ninive; und er stand von seinem Thron auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in den Staub … Und Gott sah ihre Taten, dass sie von ihrem bösen Weg umkehrten. Und Gott ließ sich das Unheil gereuen, das er ihnen zu tun angesagt hatte, und er tat es nicht.

Dass der Ewige den Menschen aus der Gemeinde Ninive, nachdem sich sogar der Vorstand in Sack und Asche gehüllt hat (eine Margot Käßmann oder ein Papst sind wohl kaum mehr umkehrbar) jetzt aber diese Gnade zuteil werden ließ, das wurmte den Jona gewaltig. Doch da fragt Gott den Jona nach der Zedaka, der Mitmenschlichkeit (wenn Vorstände nicht mehr selbst aus ihren falschen Einstellungen herausfinden, muss eben die Gemeinde sie zur Umkehr bewegen, damit sie nicht ihretwegen untergeht), das Gefühl für die Nöte des Mitmenschen und dessen Sehnsucht nach Umkehr zum Ewigen, den Gnädigen, und die stellt der Ewige – baruch HaSchem – dem unter einem ihm keinen Schatten mehr gebenden Rizinus sitzenden Jona nun vor Augen:

Und Gott sprach zu Jona: Ist es recht, dass du wegen des Rizinus zornig bist? Und er sagte: Mit Recht bin ich zornig bis zum Tod! Und der Ewige sprach: Du bist betrübt wegen des Rizinus, um den du dich nicht gemüht und den du nicht großgezogen hast, der als Sohn einer Nacht entstand und als Sohn einer Nacht zugrunde ging. Und ich, ich sollte nicht betrübt sein wegen der großen Stadt Ninive, in der mehr als 120 000 Menschen sind, die nicht unterscheiden können zwischen rechts und links?

Eine wundervolle Message von Neil Diamond zu Jom Kippur (englisch):

xxxxxxxxxx Auszug aus www.talmud.de xxxxxxxxxx
Avinu Malkenu wird zu Rosch haSchanah, den 10 Bußtagen und zu Jom Kippur gesprochen. Hier wiedergegeben ist eine Fassung für Jom Kippur.

(Der Aaron haKodesch wird geöffnet)

Unser Vater, unser König, wir haben gesündigt vor dir.
Unser Vater, unser König, es gibt für uns keinen König außer dir.
Unser Vater, unser König, tue mit uns um deines Namens willen.
Unser Vater, unser König, mache nichtig über uns verhängte schwere Entscheide.
Unser Vater, unser König, mache nichtig die Gedanken unsrer Hasser.
Unser Vater, unser König, vereitle den Rat unsrer Feinde.
Unser Vater, unser König, sende Heilung den Kranken deines Volkes.
Unser Vater, unser König, halte zurück Plage von deinem Erbe.
Unser Vater, unser König, halte fern Pest und Schwert und den Verderber von den Söhnen deines Bundes.
Unser Vater, unser König, gedenke! Denn Staub sind wir.
Unser Vater, unser König, tue es um deinetwillen und nicht um unsertwillen.
Unser Vater, unser König, zerreiße unser Urteil.
Unser Vater, unser König, merze aus das Dokument unserer Verschuldungen.
Unser Vater, unser König, verzeih und vergib unsere Verfehlungen.
Unser Vater, unser König, wisch weg und beseitige unsere Verschuldungen von deinen Augen.
Unser Vater, unser König, bring uns zurück in völliger Buße vor dich.
Unser Vater, unser König, schreib uns ins Buch des Gedenkens.
Unser Vater, unser König, schreib uns ins Buch der Verdienste.
Unser Vater, unser König, schreib uns ins Buch der Ernährung und Versorgung.
Unser Vater, unser König, laß sprossen für uns Heil in Bälde.
Unser Vater, unser König, nimm an in Erbarmen unser Gebet
Unser Vater, unser König, tue es um deinetwillen und nicht um unsertwillen.
Unser Vater, unser König, tue es um deines großen Namens willen.
Unser Vater, unser König, tue es um deines großen Erbarmens willen und erbarme dich über uns.
Unser Vater, unser König, wir haben keinen König außer dir.
Unser Vater, unser König, um deinetwillen erbarme dich über uns.
Unser Vater, unser König, nimm in Barmherzigkeit und Wohlgefallen unser Gebet an.
Unser Vater, unser König, o laß uns nicht leer vor Dir ausgehen!
Unser Vater, unser König, tue es um deretwillen, die für Deinen heiligen Namen erschlagen wurden.
Unser Vater, unser König, tue es um deretwillen, die für Deine Einheit hingeschlachtet wurden.
Unser Vater, unser König, tue es um deretwillen, die für die Heiligung deines Namens den Tod durch Feuer und Wasser erlitten.
Unser Vater, unser König, ahnde vor unserer Augen das Blut deiner Knechte.
Unser Vater, unser König, tue es deinetwillen, wenn nicht unsertwillen.
Unser Vater, unser König, tue es deinetwillen und rette uns!
Unser Vater, unser König, tue es um deines großen Namens willen!
Unser Vater, unser König, tue es um deines großen, mächtigen und furchtbaren Namens willen, der über uns genannt wird!
Unser Vater, unser König, aus Gnade erhöre uns, denn wir haben keine verdienstvollen Handlungen, erweise und Milde und Huld und hilf uns!

(Der Aaron haKodesch wird geschlossen)
xxxxxxxxxx Ende des Auszuges xxxxxxxxxxxx

Weiteres: Jom Kippur Kommentar auf God’s Sabbath International

Zom kal, (angenehmes, leichtes Fasten),
wünscht Euch und Ihnen,
Eric Martienssen

Eric Martienssen

Seit meinem Kirchenaustritt 2009 spüren meine jüdisch-orthodoxen Freunde in Israel und ich in Artikeln und höchst politischen Schabbat-Kommentaren auf GSI (God's Sabbath Int.) den Fake News Roms nach.

Der damalige Pontifex zerstörte die Wohnung Gottes, den Tempel in Jerusalem - Fakt! War das Neue Testament und die Kirche nur eine Weltmacht strategische Geschäftsidee Roms? Was ist Politik heute? Viel Freude bei Ihrer Reise auf GSI.